Wirtschaft & Politik

Machtspiel in der Arktis: US-Kommandeurin nach Trump-kritischer E-Mail entlassen

today12.04.2025 1

Hintergrund
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Das Pentagon hat Oberst Susannah Meyers, die Kommandeurin der US-Militärbasis Pituffik in Grönland, mit sofortiger Wirkung ihres Postens enthoben. Der ungewöhnliche Schritt erfolgte nur zwei Wochen nach einem kontroversen Besuch von Vizepräsident J.D. Vance, bei dem dieser scharfe Kritik an Dänemark übte und Trumps Ambitionen zur Kontrolle Grönlands unterstützte. Meyers‘ Entlassung wird mit einem „Vertrauensverlust in ihre Führungsfähigkeiten“ begründet, nachdem sie in einer internen E-Mail an das Basispersonal indirekt Kritik an Vances Positionen geäußert hatte.

Kritische E-Mail führt zur Absetzung

Machtspiel in der Arktis: US-Kommandeurin nach Trump-kritischer E-Mail entlassen

Der Vorfall begann, als Meyers den Vizepräsidenten während seines Besuchs auf der Pituffik Space Base am 28. März persönlich führte. Nach Vances Abreise verfasste sie eine E-Mail an das gesamte Personal, die auch an Mitarbeiter aus Dänemark und Grönland ging. Darin distanzierte sie sich diplomatisch von seinen Äußerungen: „Ich maße mir nicht an, die aktuelle Politik zu verstehen, aber was ich weiß, ist, dass die Bedenken der US-Regierung, die Vizepräsident Vance diskutiert hat, nicht die Space Base Pituffik widerspiegeln.“

Pentagon-Sprecher Sean Parnell machte gestern in einer offiziellen Stellungnahme unmissverständlich klar, warum diese E-Mail zum Verhängnis wurde: „Handlungen, die die Befehlskette untergraben oder die Agenda von Präsident Trump unterlaufen, werden im Verteidigungsministerium nicht toleriert.“ Das Space Operations Command bestätigte die Authentizität der E-Mail und teilte mit, dass Colonel Shawn Lee die Führung der Basis übernommen hat.

Trumps arktische Ambitionen

Vizepräsident Vance nutzte seinen Besuch, um Dänemark scharf zu kritisieren: „Sie haben zu wenig in die Menschen in Grönland investiert, und Sie haben zu wenig in die Sicherheit dieser unglaublichen, wunderschönen Landmasse investiert.“ Diese Äußerungen stießen bei der dänischen Regierung auf Empörung und führten zu diplomatischen Spannungen. Ein geplantes Treffen mit Einheimischen wurde aufgrund lokaler Proteste kurzfristig abgesagt.

Ein Versuch, Einheit zu schaffen

Quellen aus dem Umfeld der Basis berichten, dass Meyers‘ E-Mail als Versuch gedacht war, nach dem kontroversen Besuch Einheit unter den dort stationierten US-Soldaten sowie dem kanadischen, dänischen und grönländischen Personal zu fördern. In ihrer Nachricht betonte sie: „Ich verpflichte mich, dass, solange ich das Glück habe, diesen Stützpunkt zu leiten, alle unsere Flaggen stolz wehen werden – gemeinsam.“

Meyers, die seit Sommer 2024 das Kommando über die Militärbasis innehatte, scheint die politische Brisanz ihrer Worte unterschätzt zu haben. Laut dem Militärportal „Stars and Stripes“ dachte sie nach Vances Besuch über dessen Auswirkungen nach und wollte mit ihrer E-Mail den Teamgeist stärken. Stattdessen wurde ihre Nachricht als Vertrauensbruch gewertet.

Politische Neutralität im Militär in Frage gestellt

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Spannungen zwischen militärischer Neutralität und politischer Einflussnahme unter der Trump-Administration. Das Pentagon betont zwar die Notwendigkeit einer politisch neutralen Führung in militärischen Positionen, die Entlassung von Meyers wird jedoch von Kritikern als Zeichen dafür gewertet, dass die aktuelle Regierung absolute Loyalität erwartet.

Die Absetzung einer Kommandeurin aufgrund einer E-Mail, die indirekte Kritik an der offiziellen Position enthält, ist ungewöhnlich. Traditionell genießen US-Militärkommandeure einen gewissen Spielraum, solange sie ihre Pflichten erfüllen und die grundlegende Befehlskette respektieren.

Mit Colonel Lees Ernennung signalisiert das Pentagon jedoch, dass es in der gegenwärtigen politisch aufgeladenen Situation keine Abweichung von der offiziellen Linie duldet – besonders nicht in einer Region mit wachsender geopolitischer Bedeutung wie der Arktis. Der Vorfall zeigt, wie die Trump-Administration militärische Führungspositionen als Verlängerung ihrer politischen Agenda betrachtet und welche Konsequenzen drohen, wenn diese in Frage gestellt wird.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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