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Nach vier Jahren Pause meldet sich die Indie-Pop-Formation Japanese Breakfast mit ihrem vierten Studioalbum zurück – und beweist eindrucksvoll, dass die kreative Schaffenspause der Band gutgetan hat. „For Melancholy Brunettes (& sad women)“ markiert nicht nur eine musikalische Weiterentwicklung, sondern offenbart auch Michelle Zauners gereifte Fähigkeit, komplexe emotionale Themen in fesselnde Klanglandschaften zu verwandeln.
Japanese Breakfast hat sich seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Jubilee“ im Jahr 2021 nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht. In der Zwischenzeit veröffentlichte Frontfrau Michelle Zauner ihre gefeierten Memoiren „Crying in H Mart“, die ihr neue kreative Perspektiven eröffneten. Anders als frühere Werke, die stark von persönlicher Trauer geprägt waren, setzt sich „For Melancholy Brunettes“ eher mit dem Konzept der Traurigkeit an sich auseinander.
Der Albumauftakt „Here is Someone“ funktioniert dabei als perfekte Einleitung. Der Song thematisiert, wie menschliche Verbindungen uns helfen, alltägliche Schwierigkeiten zu bewältigen. Mit eindringlichen Melodien und Zauners charakteristischer Stimme setzt das Stück den Ton für ein Album, das emotionale Tiefe mit musikalischer Innovation verbindet.
Die erste Single „Orlando in Love“ zeigt Zauners literarische Ader. Wie sie in einem Interview mit Uproxx erklärte, basiert der Titel auf Matteo Maria Boiardos epischem Gedicht „Orlando Innamorato“. Der Song erkundet die Komplexität von Verführung und Begehren – ein Thema, das sich durch verschiedene Stücke des Albums zieht.
Besonders beeindruckend ist Zauners Fähigkeit, mythologische Referenzen in ihre persönlichen Erzählungen einzuweben. In „Leda“ nutzt sie die griechische Mythologie als Metapher für die Distanz zu ihrem Vater, mit dem sie, wie sie im NPR-Interview bestätigte, keinen Kontakt mehr hat. Diese Verbindung von Persönlichem und Universellem verleiht dem Album eine zusätzliche Dimension.
Mit „Honey Water“, dem längsten Stück des Albums, kehrt Japanese Breakfast zu ihren Shoegaze-Wurzeln zurück. Der Song zeichnet sich durch schwebende Gitarrenklänge und atmosphärische Synthesizer aus, die einen faszinierenden Kontrast zu den ambivalenten Beziehungsthemen im Text bilden.
Eine der größten Überraschungen des Albums ist zweifellos „Men in Bars“, eine Countryballade, bei der niemand Geringeres als Jeff Bridges mitwirkt. Der Oscarpreisträger verleiht dem Stück über das Ende einer Beziehung eine unerwartete Authentizität. Auch wenn die Kombination nicht in allen Momenten perfekt harmoniert, beweist sie Zauners Mut zum Experimentieren.
In „Mega Circuit“ nimmt die Band eine gesellschaftskritischere Haltung ein und thematisiert toxische Männlichkeit im Zeitalter sozialer Medien. Mit markanten Texten über überlieferte misogynistische Ansichten trifft der Song einen Nerv der Zeit und zeigt, dass Japanese Breakfast nicht davor zurückschreckt, auch unbequeme Themen anzusprechen.
„Little Girl“ stellt einen der emotionalsten Momente des Albums dar. In dieser Folkballade nimmt Zauner die Perspektive eines Vaters ein, der seine Entscheidungen bereut und über eine gescheiterte Beziehung zu seiner Tochter reflektiert. Die autobiografischen Elemente verleihen dem Stück eine besondere Intensität.
„Picture Window“ kontrastiert lebhafte Instrumentierung mit Texten über Beziehungsängste, während „Winter in LA“ 60er-Jahre-Pop-Einflüsse mit düsteren Reflexionen über Unzulänglichkeiten in Beziehungen kombiniert.
Das abschließende „Magic Mountain“ setzt sich mit sich wandelnden Geschlechterrollen auseinander und spiegelt Zauners eigene Auseinandersetzung mit Androgynität wider. Es ist ein mutiger Abschluss für ein Album, das kontinuierlich zwischen dem Persönlichen und dem Universellen pendelt.
Bereits jetzt wird „For Melancholy Brunettes (& sad women)“ von Kritikern als eines der bedeutendsten Indie-Alben des Jahres gehandelt. Wie das Still Listening Magazine treffend formuliert: „For Melancholy Brunettes (& sad women) is complex – but not complicated – an assured and impressive achievement from a deeply thoughtful artist.“
Mit diesem Album festigt Japanese Breakfast ihren Status als eine der aufregendsten Bands im zeitgenössischen Indie-Genre. Die Kombination aus tiefgründigen Texten, musikalischer Vielseitigkeit und Zauners unverkennbarer Stimme macht „For Melancholy Brunettes“ zu einem Album, das auch bei wiederholtem Hören immer neue Facetten offenbart.
Vier Jahre nach „Jubilee“ beweist Japanese Breakfast, dass sich das Warten gelohnt hat. Statt sich zu wiederholen, hat die Band ihren Sound weiterentwickelt und ein Album geschaffen, das sowohl langjährige Fans als auch Neuentdecker begeistern dürfte. Es ist ein Werk, das die Melancholie nicht nur thematisiert, sondern sie in etwas Transzendentes verwandelt – und genau darin liegt seine besondere Kraft.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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