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Ebow vs. Ikkimel: Der Manga-Style-Beef und die Frage nach Originalität im Deutschrap

today07.06.2025 10

Hintergrund
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Ein neuer Konflikt brodelt in der deutschen Rapszene: Ebow wirft Ikkimel vor, ihren Manga-inspirierten Tourstil kopiert zu haben. Was als kleiner Vorwurf begann, hat sich in den letzten Tagen zu einem veritablen Beef entwickelt, der die Frage aufwirft, wo die Grenzen zwischen Inspiration und Plagiat im kreativen Bereich verlaufen. Während Fans und Beobachter gespaltene Meinungen zeigen, nutzen beide Künstlerinnen ihre Plattformen, um ihre Positionen zu verteidigen.

Die Manga-Kontroverse: Wem gehört der Stil?

Ebow vs. Ikkimel: Der Manga-Style-Beef und die Frage nach Originalität im Deutschrap
Magdalena Fischer, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Der Konflikt zwischen den beiden Rapperinnen entzündete sich an Tour-Flyern im Manga-Stil. Ebow, die für sich beansprucht, als erste diesen Stil für ihre Promotion verwendet zu haben, machte ihrem Ärger in einer Instagram-Story Luft: „Kein Plan, wer in deinem Team ist, aber sag ihnen, sie sollen einmal in ihrem Leben eine eigene Idee haben.“ Um ihren Standpunkt zu untermauern, veröffentlichte sie sogar einen Chatverlauf mit Ikkimels Team.

Die Kernfrage lautet: Kann man einen weitverbreiteten Stil wie Manga-Ästhetik überhaupt für sich beanspruchen? Besonders in Zeiten, in denen Anime-Filter auf Social Media viral gehen und japanische Popkultur weltweit Einfluss nimmt, erscheint diese Diskussion komplexer als auf den ersten Blick.

Ebows klare Worte und der Plagiatsvorwurf

Ebow ließ in ihrer Kritik an Ikkimel kein gutes Haar und rief sogar öffentlich: „Haltet die Diebin!“ Der Vorwurf wiegt schwer in einer Branche, in der Authentizität und Originalität als Währung gelten. Dennoch fragen sich viele Beobachter, ob das „sich als Anime-Figur malen lassen“ tatsächlich eine schützenswerte kreative Eigenleistung darstellt, wie Ebow suggeriert.

Besonders interessant ist, dass Ebow in ihrer Argumentation auch ihre BIPOC-Perspektive betont – ein Aspekt, der in den Kommentarspalten kontrovers diskutiert wird. Während einige ihre Position unterstützen, fragen andere kritisch nach, ob diese Identitätspolitik hier wirklich relevant sei.

Die Szene reagiert: Zwischen Spott und Unterstützung

Der Beef zwischen Ebow und Ikkimel hat bereits weitere Kreise in der Deutschrap-Szene gezogen. Fler, bekannt für seine unverblümten Aussagen, attackierte Ikkimel kürzlich auf Instagram mit den Worten: „Wie kann man so hässlich, frech, untalentiert und dann auch noch selbstbewusst sein?“ Seine Intervention wird von vielen als opportunistischer Versuch gesehen, vom aktuellen Konflikt zu profitieren.

Auch Loredana mischte sich indirekt ein, indem sie Ikkimels Shows als „Katastrophe“ bezeichnete und erklärte, sie verbiete ihrer Tochter deshalb sogar die Nutzung von TikTok. Diese Kommentare zeigen, wie schnell ein vermeintlich kleiner Beef zum Spielball größerer Rivalitäten in der Szene werden kann.

Fans zwischen den Fronten

In den Kommentarspalten auf laut.de spiegelt sich die Zerrissenheit der Community wider. Ein User mit dem Namen gueldener_huerensoehn schreibt enttäuscht: „Ich feiere Ebow eigentlich, aber dieser Beef ist lächerlich und nimmt mir die Möglichkeit, klar zu einem Team zu stehen.“ Ein anderer Nutzer namens CoolerTyp merkt an, dass Ebows Flyer eher generisch wirken würden, während Ikkimels Cover durchaus eigene Stilistik zeige – was den Plagiatsvorwurf in seinen Augen relativiert.

Besonders auffällig: Viele Fans bedauern, dass zwei talentierte Künstlerinnen, die beide in einer männerdominierten Branche ihren Weg gehen, sich nun in einem Konflikt gegenüberstehen, der letztlich beiden schaden könnte.

Comeback-Saison im Deutschrap

Während sich der Beef zwischen Ebow und Ikkimel zuspitzt, gibt es parallel dazu eine bemerkenswerte Rückkehrwelle im deutschen Hip-Hop. Shindy, nach langer Pause wieder aktiv, sorgt für Schlagzeilen. Auch ApoRed feiert ein Comeback, das von vielen als eines der bemerkenswertesten Ereignisse des Jahres angesehen wird.

Besonders gespannt blickt die Szene auf die angekündigte Rückkehr von Trailerpark, die zusammen mit SDP ein Comeback planen. Letztere arbeiten angeblich sogar an einem Feature mit Kontra K – eine Zusammenarbeit, die vor Jahren noch undenkbar erschienen wäre.

Dieser Kontext macht deutlich: Der Beef zwischen Ebow und Ikkimel findet in einer Phase statt, in der die deutsche Rapszene ohnehin in Bewegung ist und alte wie neue Akteure um Aufmerksamkeit buhlen.

Mehr als nur ein Streit um Manga-Ästhetik

Betrachtet man den Konflikt genauer, geht es um mehr als nur die Frage, wer zuerst Manga-Ästhetik für Tourplakate genutzt hat. Der Streit berührt grundlegende Fragen der kreativen Industrie: Wo verläuft die Grenze zwischen Inspiration und Kopie? Wem „gehören“ kulturelle Ausdrucksformen? Und wie geht man in einer vernetzten Welt mit stilistischen Ähnlichkeiten um?

Für Ebow, deren aktuelles Album „FC Chaya“ von Kritikern gelobt wird, scheint die Sache klar: Sie sieht in Ikkimels Bildsprache eine zu deutliche Anlehnung an ihre eigene Ästhetik. Ikkimel hingegen hat sich bislang nicht ausführlich zu den Vorwürfen geäußert – zumindest sind keine direkten Statements von ihr dokumentiert.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass in der schnelllebigen Welt des Deutschrap auch kleine Funken schnell zu großen Feuern werden können. Ob dieser Beef nachhaltige Auswirkungen auf die Karrieren der beiden Künstlerinnen haben wird oder bald in Vergessenheit gerät, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Die Diskussion um Originalität, Respekt und kreative Grenzen wird die Szene noch lange beschäftigen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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