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Hinter zahlreichen Hits der deutschen Musikgeschichte steht eine Frau, die lieber im Hintergrund bleibt als im Rampenlicht zu stehen. Annette Humpe, geboren am 28. Oktober 1950 in Hagen, hat als Produzentin, Komponistin und Musikerin die deutsche Poplandschaft seit den 1980er Jahren maßgeblich geprägt. Von der Neuen Deutschen Welle bis hin zu modernen Popproduktionen – ihre musikalischen Fußabdrücke sind überall zu finden, auch wenn sie selbst nicht mehr auf der Bühne steht.
Annette Humpes musikalische Reise begann in den späten 1970er Jahren mit den Neonbabies, einer Berliner Band, die zum Urgestein der Neuen Deutschen Welle gehörte. Doch der große Durchbruch gelang ihr mit der Band Ideal, für die sie den Hit „Blaue Augen“ schrieb. Im Interview mit dem Musikexpress erklärte Humpe kürzlich: „Der Song „Blaue Augen“ stammte ursprünglich von mir und wurde erst mit Ideal zum Hit.“ Die Entscheidung, sich auf eine Band zu konzentrieren, war dabei nicht ganz freiwillig – die männlichen Bandmitglieder von Ideal wollten nicht, dass sie in zwei Bands gleichzeitig aktiv ist.
Das Verhältnis zu ihrer Schwester Inga, mit der sie zeitweise als Duo „Humpe & Humpe“ auftrat, war nicht immer einfach. „War es nie und wurde es auch nie“, beschreibt Annette die geschwisterliche Dynamik. Inga bestätigte in einem gemeinsamen Interview, dass Annette irgendwann „die Schnauze voll davon“ hatte, alles gemeinsam zu machen. Trotz der Spannungen veröffentlichten die Schwestern 1985 ihr gemeinsames Album „HUMPE HUMPE“, das nun zum 40. Jubiläum in einer remasterten Version mit sieben Bonustracks neu erscheint.
Nach der Auflösung von Ideal wandte sich Annette Humpe verstärkt der Produktion zu. Sie arbeitete mit Künstlern wie DÖF, Udo Lindenberg und Rio Reiser zusammen und feierte dabei große Erfolge. Im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ erklärte sie ihre Entscheidung gegen die Bühne: „Man muss in diesem Beruf wissen, was man kann und was man nicht kann. Ich bin keine Rampensau.“ Sie stellte klar, dass sie zwar talentiert im Songwriting ist, aber die Bühnensituation nicht mag, da sie sich als „ängstlich und verletzlich“ empfindet.
Einen zweiten großen Karrierehöhepunkt erlebte Annette Humpe ab 2004 mit dem Duo „Ich + Ich“, das sie gemeinsam mit Adel Tawil gründete. Die Zusammenarbeit brachte mehrere Nummer-eins-Hits hervor, obwohl Humpe selbst nach 2007 nicht mehr mit auf der Bühne stand. Diese Entscheidung begründete sie mit ihrer Angst vor dem Publikum – ein Klavier diente ihr stets als Sicherheitspuffer zwischen ihr und den Zuschauern.
Für ihre herausragenden Verdienste um die deutsche Musikszene wurde Annette Humpe 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Erst letzte Woche erhielt sie zudem den „Preis für Popkultur“ für ihr Lebenswerk. Bei der Preisverleihung am 24. April 2025 in Düsseldorf würdigte der Vorstand des Vereins zur Förderung der Popkultur sie mit den Worten: „Der Preis für Popkultur ist eine Liebeserklärung an die Musik – und an die Menschen, die sie ermöglichen. Annette Humpe ist genau so ein Mensch. Als Komponistin und Produzentin hat sie über vier Jahrzehnte gezeigt, wie Pop klingen kann – mutig, klug und doch eingängig. Von den Neonbabies über Ideal, DÖF, Lucilectric und Udo Lindenberg bis hin zu Ich + Ich hat sie den Sound unserer Zeit maßgeblich geprägt – oft im Hintergrund, aber mit maximaler Wirkung.“
Humpes Musik transportierte stets auch gesellschaftliche und politische Botschaften. Ihr Song „Keine Heimat“ aus dem Jahr 1982 thematisierte die politische Spannung der damaligen Zeit mit Zeilen wie „Der Mann aus Übersee / Die Amis kommen / Oder kommen die Russen?“. Im Interview mit dem Musikexpress betonte sie, dass dieser Text auch heute noch aktuell sei und unverändert wiederveröffentlicht werden könnte – ein Beleg für die zeitlose Qualität ihrer Arbeit.
Ihre tiefe Verbundenheit zu Berlin drückte Annette Humpe in ihrem Song „Wir stehn auf Berlin“ aus, den sie selbst als Liebeslied an die Stadt bezeichnet. Seit 50 Jahren inspiriert und unterstützt Berlin ihre kreative Arbeit. Diese Verbundenheit zur Hauptstadt prägt ihr Schaffen bis heute.
Zu ihren musikalischen Vorbildern zählt Annette Humpe Künstlerinnen wie Joni Mitchell und Debbie Harry sowie die Beatles, deren Musik ihren Wunsch prägte, selbst in der Musikbranche tätig zu sein. Diese Einflüsse spiegeln sich in ihrer vielseitigen Arbeit wider, die von rockigen Elementen über elektronische Klänge bis hin zu eingängigem Pop reicht.
Trotz ihres enormen Einflusses auf die deutsche Musikgeschichte bleibt Annette Humpe bescheiden. In einem kürzlich geführten Interview mit dem rbb am 29. März 2025 antwortete sie auf die Frage nach dem Bewusstsein ihrer Bedeutung: „Ich fühle mich nicht wichtig, nicht wirklich.“ Ihre Schwester Inga ergänzte, dass sie beide nie der Typ waren, der Anerkennung einforderte, und merkte an, dass ihre Verdienste besonders in der Anfangszeit oft übersehen wurden: „Unsere Verdienste wurden relativ durchgewunken. Ob das daran liegt, dass Frauen generell weniger Aufmerksamkeit bekommen, ist irgendwie egal für uns. Aber wenn man das so zusammengefasst hört, könnte die Resonanz größer sein.“
Heute, mit 74 Jahren, konzentriert sich Annette Humpe hauptsächlich auf ihre Arbeit als Produzentin. Im Interview mit der „Südwest-Presse“ äußerte sie, dass ihr Interesse an der aktuellen Musikszene nachgelassen hat und sie sich jetzt mehr der Literatur zuwendet. Dennoch bleibt sie eine wichtige Stimme in der deutschen Musiklandschaft, deren Einfluss weit über ihre eigenen Werke hinausgeht.
Die junge Musikerin Paula Carolina, die bei der Preisverleihung eine Coverversion des Ideal-Hits „Blaue Augen“ performte, brachte Humpes Bedeutung für nachfolgende Generationen auf den Punkt: „Annette Humpe hat mir die Ohren geöffnet. Für mich steht sie für Freiheit, Rebellion und den Mut, all den Ecken und Kanten, die mich in meiner Musik ausmachen, Raum zu geben. Annettes musikalisches Lebenswerk schreit einfach nach purer Freude am Genuss. Das macht sie für mich zu einer großen Inspiration.“
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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