Wirtschaft & Politik

Schweizer Gemeinde stimmt über ganzjähriges Feuerwerksverbot ab – das Ende einer Tradition?

today27.06.2025 6

Hintergrund
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In der Schweizer Gemeinde Embrach könnte bald eine liebgewonnene Tradition ein Ende finden. Eine Einzelinitiative fordert ein ganzjähriges Verbot von lärmendem Feuerwerk – auch an Silvester und dem Schweizer Nationalfeiertag am 1. August. Die Bürger werden voraussichtlich noch in diesem Jahr darüber abstimmen, ob die bunte Himmelspracht in ihrer Gemeinde der Vergangenheit angehören soll.

Initiative gegen lärmende Feuerwerkskörper

Symbolbild (KI-generiert)

Am 25. Februar 2025 reichte eine Anwohnerin ihre Einzelinitiative „Verbot von lärmendem Feuerwerk“ ein. Mit 215 Unterstützungsunterschriften fand ihr Anliegen genügend Rückhalt in der Gemeinde. Der Embracher Gemeinderat hat die Initiative am 10. März 2025 für gültig erklärt, nachdem er sowohl die formellen als auch die materiellen Voraussetzungen geprüft hatte.

Die Initiative zielt auf eine Änderung der Polizeiverordnung ab. Konkret soll das Abbrennen von lärmendem Feuerwerk ganzjährig verboten werden – auch an den traditionellen Feuerwerksanlässen wie Silvester und dem Schweizer Nationalfeiertag am 1. August. Wichtig dabei: Nichtlärmendes Feuerwerk wie Vulkane, Fontänen oder visuelle Effekte ohne Knallkörper sollen weiterhin erlaubt bleiben.

Schweizer und ihr Feuerwerk: Eine explosive Leidenschaft

Die Schweiz gehört zu den größten Feuerwerksliebhabern Europas. Jährlich werden etwa 1.800 Tonnen Feuerwerkskörper importiert, was pro Kopf rund 200 Gramm entspricht – deutlich mehr als in den meisten Nachbarländern. Besonders an Silvester und am 1. August ist das Abbrennen von Feuerwerk tief in der Schweizer Kultur verankert.

Diese Tradition steht jedoch zunehmend in der Kritik. Tierschutzorganisationen weisen auf die Belastung für Haus- und Wildtiere hin, Umweltschützer kritisieren die Luftverschmutzung und Anwohner klagen über Lärm und Abfall. In mehreren Schweizer Gemeinden wurden daher bereits Einschränkungen eingeführt oder diskutiert.

Demokratischer Entscheidungsprozess in Embrach

Nach der Gültigkeitserklärung der Initiative arbeitet die Gemeindeverwaltung nun an einem Antrag mit Bericht. Die endgültige Entscheidung liegt bei den Embracher Bürgern, die voraussichtlich im September über das Feuerwerksverbot abstimmen werden.

Sollte die Initiative angenommen werden, wäre Embrach eine der ersten Gemeinden in der Schweiz mit einem umfassenden Verbot von Knallkörpern. Die Behörden müssten dann auch die Frage der Kontrolle und Durchsetzung klären, was in der Praxis eine Herausforderung darstellen könnte.

Verschiedene Perspektiven zum Feuerwerksverbot

Die Meinungen in der Bevölkerung sind geteilt. Befürworter des Verbots verweisen auf den Tierschutz, Lärmschutz und Umweltaspekte. Sie argumentieren, dass alternative, geräuscharme Feuerwerke oder Drohnenshows ebenso beeindruckend sein können, ohne die negativen Begleiterscheinungen.

Gegner sehen hingegen einen Eingriff in persönliche Freiheiten und befürchten den Verlust einer geschätzten Tradition. Sie verweisen auf die kurze Dauer der Belastung, die nur an wenigen Tagen im Jahr auftritt, und bezweifeln die praktische Umsetzbarkeit eines lokalen Verbots.

Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung in Embrach zeigt die Initiative, dass sich die gesellschaftliche Debatte um Feuerwerk in der Schweiz intensiviert. Während für manche die farbenfrohen Explosionen am Himmel unverzichtbarer Teil der Festkultur bleiben, wächst das Bewusstsein für die damit verbundenen Belastungen. Die Embracher Abstimmung könnte daher über die Gemeindegrenzen hinaus Signalwirkung haben.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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