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In diesem Jahr feiert Rock am Ring sein 40-jähriges Jubiläum, doch statt eines progressiven Line-ups bietet das Festival einen ernüchternden Blick auf die Geschlechterverteilung in der Rockszene. Mit über 90 Prozent männlichen Acts und der umstrittenen Headliner-Band Falling in Reverse zeigt sich einmal mehr, dass der Weg zu mehr Diversität im Musikbusiness noch lang ist. Besonders die Buchung von Ronnie Radke, der wegen Gewaltdelikten vorbestraft ist und sich regelmäßig transfeindlich äußert, wirft Fragen zur Verantwortung von Festivalbuchern auf.
Wenn du dir das aktuelle Line-up von Rock am Ring anschaust, fällt sofort auf: Der Anteil an Künstler*innen, die nicht cis-männlich sind, ist verschwindend gering. Trotz fantastischer Acts wie Christin Nichols, Mia Morgan und The Red Flags dominieren nach wie vor männliche Künstler die Bühnen des traditionsreichen Festivals. Dieses Ungleichgewicht ist symptomatisch für strukturelle Probleme in der deutschen Musikindustrie.
Besonders kritisch zu betrachten ist die Headliner-Position von Falling in Reverse mit Frontmann Ronnie Radke. Der Musiker hat eine höchst problematische Vergangenheit: Er war an einem Tötungsdelikt beteiligt und stand wegen Partnerschaftsgewalt vor Gericht. Anstatt Reue zu zeigen, vermarktet Radke sein Mugshot von 2012 und positioniert sich offensiv als Gegner von „Cancel Culture“.
In den sozialen Medien äußerte sich Radke regelmäßig abwertend über Geschlechteridentitäten. Als er wegen eines Kommentars zur Genderidentität auf TikTok gesperrt wurde, zeigte er sich uneinsichtig. Auf Twitter kommentierte er die Debatte um Transpersonen mit den Worten: „We have brainwashed kids into thinking that basic biology and common sense need to be argued. A man isn’t a man and a women isn’t a woman anymore, nobody can tell you what a women is, they’re all terrified to get publicly shamed for it.“ Als ein User daraufhin erklärte, eine Frau sei jede Person, die sich als solche identifiziere, antwortete Radke provokant: „Cool I identify as a black man, do I get my reparations now?“
Diese Buchungsentscheidung steht exemplarisch für tiefer liegende Probleme in der Branche. Die Musikwissenschaftlerin Rike van Kleef thematisiert in ihrem Buch „Billige Plätze“ genau diese Geschlechterungleichheit und Diskriminierung in der Musikindustrie. In einem Gespräch betont sie: „Es geht nicht darum, sofort einen Frauenanteil von 50 Prozent zu fordern oder Quoten für verschiedene Gruppen einzuführen. Wir wünschen uns einfach, dass mehr Mühe beim Booking investiert wird.“
Tatsächlich gibt es unzählige talentierte Künstlerinnen und nicht-binäre Personen, die das Line-up bereichern könnten. Die Entschuldigung, dass es nicht genügend passende Acts gäbe, zieht heute nicht mehr. Vielmehr scheint es an Bereitschaft zu mangeln, bestehende Netzwerke zu verlassen und neue Talente zu entdecken.
Die Debatte um mehr Diversität bei Festivals wie Rock am Ring ist kein Angriff auf bestehende Strukturen, sondern eine Einladung zur Weiterentwicklung. Jede Buchungsentscheidung ist letztlich auch ein Statement für die Art von Musikwelt, die wir fördern wollen. Dabei geht es nicht um radikale Veränderungen über Nacht, sondern um einen kontinuierlichen Prozess der Öffnung.
Die Festivalverantwortlichen könnten von erfolgreichen Beispielen lernen: Festivals wie das Primavera Sound in Barcelona oder das Melt in Deutschland zeigen seit Jahren, dass diverse Line-ups möglich sind und vom Publikum gut angenommen werden. Diese Veranstaltungen beweisen, dass künstlerische Qualität und Diversität keine Gegensätze sein müssen.
Interessanterweise finden sich im Publikum von Rock am Ring längst alle Geschlechter – warum also nicht auch auf der Bühne? Der Diskurs um Gender und Gleichheit braucht Zeit und Engagement, aber er ist notwendig für eine zukunftsfähige Festivalkultur.
Wenn Rock am Ring wirklich sein 40-jähriges Bestehen feiert, wäre es ein starkes Signal, nicht nur in die Vergangenheit zu blicken, sondern auch zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet, bewusster zu buchen und die Vielfalt der zeitgenössischen Rockszene tatsächlich abzubilden – eine Szene, die längst nicht mehr nur aus weißen Männern mit Gitarren besteht.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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