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Peinlicher Stapellauf in Nordkorea: Neuer Zerstorer kippt bei Einweihungszeremonie

today23.05.2025 3

Hintergrund
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Ein schwerer Unfall uberschattet Nordkoreas Bemuhungen, seine maritime Militarmacht zu demonstrieren. Bei der feierlichen Indienststellung eines neuen 5000 Tonnen schweren Zerstorers in der Hafenstadt Chongjin kam es zu einem dramatischen Zwischenfall, der Machthaber Kim Jong Un in Rage versetzte. Das Kriegsschiff kippt während des Stapellaufs zur Seite und liegt nun teilweise beschadigt im Wasser – ein aussergewohnlicher Vorfall, den das sonst so verschwiegene Regime überraschend offentlich einraumte.

„Krimineller Akt“: Kim Jong Un tobt nach Schiffsunfall

Peinlicher Stapellauf in Nordkorea: Neuer Zerstorer kippt bei Einweihungszeremonie
Office of the President of the Russian Federation, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete ungewohnt offen uber den Vorfall. Demnach fuhhrte eine Kombination aus „unerfahrenen Kommandeuren und operativer Nachlassigkeit“ zu dem Ungluck. Der Zerstorer verlor beim Stapellauf das Gleichgewicht, krachte seitlich ins Wasser und beschadigte dabei „einige Teile des Schiffsbodens“.

Kim Jong Un, der bei der Zeremonie persoenlich anwesend war, reagierte mit unverhohlener Wut. Er bezeichnete den Unfall als „kriminellen Akt“ und erklare, dass dieser die „Wurte und Selbstachtung“ Nordkoreas beeintrachtigt habe. Laut KCNA kundigte der Diktator an, die „unverantwortlichen Fehler“ der zustaendigen Beamten in der naechsten Vollversammlung des Zentralkomitees der Arbeiterpartei zu thematisieren, die im Juni stattfinden soll.

Besonders bemerkenswert: Kim ordnete an, dass das Schiff noch vor diesem wichtigen Parteitermin repariert werden musse – ein ehrgeiziges Ziel angesichts des Ausmasses der Beschadigungen. Ob es bei dem Unfall Verletzte gab, wurde in den offentlichen Berichten nicht erwähnt.

Satelliten dokumentieren das Desaster

Satellitenaufnahmen, die von verschiedenen internationalen Beobachtungsorganisationen veroffentlicht wurden, dokumentieren den Vorfall eindrucksvoll. Die Bilder zeigen den Zerstorer vor und nach dem missgluckten Stapellauf. Das US-Analysezentrum 38 North wies darauf hin, dass in Chongjin ein ungewohnter Querstapellauf durchgefuehrt wurde, da der Werftkai keine geeignete Neigung aufwies.

Militarexperten betonen, dass solche Querstapellaeufe bei Kriegsschiffen in Nordkorea bisher nicht beobachtet wurden und technisch anspruchsvoll sind. „Der Vorfall zeigt moglicherweise Lucken in der nordkoreanischen Schiffbautechnologie auf“, erklaerte ein suedkoreanischer Militaranalyst gegenuber der Nachrichtenagentur AFP.

Raketentest als Ablenkungsmanuvre?

Interessanterweise feuerte Nordkorea nur einen Tag nach dem Schiffsungluck mehrere Marschflugkokrper von der Ostkuste ab. Das suedkoreanische Militarmeldete, dass die Raketen am Morgen des 22. Mai aus der Sunduk-Region in der Provinz Hamyong Namo abgeschossen wurden.

Einige Beobachter vermuten, dass die Raketentests eine Reaktion auf die negativen Folgen des gescheiterten Marinestapellaufs sein konnen – ein klassisches Ablenkungsmanuvre des Regimes. Andere Experten gehen jedoch davon aus, dass die Starts Teil der routinemassigen Militarabuebungen Nordkoreas waren, zumal suedkoreanische Geheimdienste bereits zuvor Anzeichen fur Raketenaktivitaten registriert hatten.

Ein ungewohntes Eingeständnis

Besonders bemerkenswert an dem Vorfall ist die Tatsache, dass Nordkorea den Unfall ueberhaupt offentlich eingeraumt hat. Das isolierte Land ist bekannt dafuer, Fehlschlaege und Misserfolge zu verschweigen oder zu beschaenigen.

„Die fruhere Bekanntgabe dieses Vorfalls ist ungewohnt, da Nordkorea normalerweise Fehlschlaege nicht offentlich thematisiert“, bestaetigten Experten fur nordkoreanische Politik. Die Offenheit konnte darauf hindeuten, dass der Vorfall zu gravierend war, um ihn zu verheimlichen, oder dass Kim Jong Un ein Exempel statuieren will, um Nachlassigkeiten im Militaerapparat kuenftig zu unterbinden.

Teil einer grosseren Marinestrategie

Der verungluckte Zerstorer scheint Teil einer breiteren maritimen Aufruestungsstrategie Nordkoreas zu sein. Bereits im April war ein aehnlicher Zerstorer, die „Choe Hyon“, im Hafen von Nampho unter Kim Jong Uns Aufsicht vom Stapel gelaufen – allerdings ohne Zwischenfalle.

Diese Kriegsschiffe sind laut nordkoreanischen Angaben mit Atomwaffen bestellt und konnten jeweils zwei taktische Kurzstrecken-Atomraketen tragen. Nordkorea begruendet sein Nuklearprogramm mit der angeblichen Notwendigkeit, sich gegen Bedrohungen durch die USA und deren Verbundte zu schuetzen.

Angespannte Beziehungen zur Aussenwelt

Der Vorfall ereignet sich in einer Zeit zunehmender Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Kim Jong Un hat Suedkaorea im vergangenen Jahr offentlich als „Hauptfeind“ bezeichnet, und die diplomatischen Beziehungen zwischen den Nachbarlaendern befinden sich auf einem historischen Tiefpunkt.

Gleichzeitig werfen die USA und Suedkaorea Nordkorea vor, Russland im Ukraine-Krieg mit mehr als 10000 Soldaten zu unterstuetzen. Pjoengjang bestaetigte im April tatsachlich die Entsendung von Truppen nach Russland. Analysten vermuten, dass Kim Jong Un sich von dieser Kooperation mit Moskau Fortschritte in der militariellen Technologie und wertvolle Kampferfahrung fur seine Truppen erhoffte.

Technisch gesehen befinden sich Nord- und Suedkaorea weiterhin im Kriegszustand, da der Konflikt von 1950 bis 1953 nicht mit einem Friedensvertrag, sondern lediglich mit einem Waffenstillstand endete. Die regelmassigen Waffentests Nordkoreas verstoßen gegen mehrere Resolutionen der Vereinten Nationen, was die internationale Isolation des Landes weiter verstarkt.

Marschflugkörpertest

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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