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Das Oropouche-Virus breitet sich in Lateinamerika stärker aus als bisher angenommen. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in „The Lancet Infectious Diseases“, zeigt, dass in manchen Regionen Lateinamerikas bereits jeder zehnte Einwohner mit dem Virus infiziert sein könnte. Seit Ende 2023 wurden über 20.000 Fälle gemeldet, darunter auch schwerwiegende Komplikationen und Todesfälle. Nun wurden erste Fälle bei Reiserückkehrern in Deutschland festgestellt – höchste Zeit, dieses unterschätzte Virus genauer zu betrachten.
Das Oropouche-Virus (OROV) ist ein durch Insekten übertragenes Virus, das bereits seit den 1950er Jahren bekannt ist. Es gehört zur Familie der Peribunyaviridae und wird hauptsächlich durch winzige Stechmücken, sogenannte Gnitzen (Culicoides paraensis), sowie durch Culex-Mücken übertragen. Diese kleinen Blutsauger sind so winzig, dass sie sogar durch herkömmliche Moskitonetze passen können.
Die Inkubationszeit beträgt etwa 4 bis 8 Tage. Nach der Infektion treten meist grippeähnliche Symptome auf, die denen des Dengue-Fiebers ähneln: hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit und in manchen Fällen auch Hautausschläge. Die meisten Patienten erholen sich innerhalb einer Woche, bei etwa 60 Prozent der Betroffenen kommt es jedoch zu einem erneuten Fieberanstieg nach kurzzeitiger Besserung.
Die Forschungsgruppe um Prof. Jan Felix Drexler vom Institut für Virologie der Charite Berlin hat in einer umfangreichen Studie über 9.400 Blutproben aus sechs lateinamerikanischen Ländern untersucht. Das Ergebnis: Insgesamt wiesen etwa 6,3 Prozent der Proben Antikörper gegen das Oropouche-Virus auf – ein deutlicher Hinweis darauf, dass diese Menschen bereits eine Infektion durchgemacht haben.
„Unseren Daten zufolge ist das Oropouche-Virus in Lateinamerika massiv unterdiagnostiziert“, erklärt Prof. Drexler. Die regionale Verteilung zeigt dabei deutliche Unterschiede: Während in Costa Rica nur etwa 2 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, steigt die Rate in Ecuador auf 5 Prozent und in den Amazonasgebieten sogar auf über 10 Prozent an.
Besonders alarmierend sind neuere Erkenntnisse zu möglichen Komplikationen während der Schwangerschaft. Eine Veröffentlichung im renommierten „The New England Journal of Medicine“ vom November 2024 deutet darauf hin, dass das Oropouche-Virus durch vertikale Übertragung von der Mutter auf das ungeborene Kind übergehen kann.
In Brasilien wurden bereits Fälle von Totgeburten und Mikrozephalie (abnormal kleiner Kopfumfang) bei Neugeborenen mit einer Oropouche-Infektion in Verbindung gebracht. Zwar scheinen diese schweren Komplikationen seltener aufzutreten als beim verwandten Zika-Virus, dennoch warnt Prof. Drexler: „Welche Folgen eine Infektion auf das ungeborene Kind hat, muss weiter untersucht werden.“
Die aktuelle Ausbreitung des Virus wird vermutlich durch klimatische Faktoren begünstigt. Stabile Temperaturen und erhöhte Niederschlagsmengen schaffen ideale Bedingungen für die Vermehrung der übertragenden Insekten. „Wir gehen davon aus, dass das aktuelle Oropouche-Ausbruchsgeschehen durch Wetterphänomene wie El Niño begünstigt wurde“, erklärt Prof. Drexler. „Ich halte es für möglich, dass sich das Oropouche-Virus künftig noch weiter ausbreiten wird – insbesondere im Zuge des fortschreitenden Klimawandels.“
Im Januar 2024 wurde zudem eine aggressivere Variante des Virus in Nordbrasilien entdeckt. Diese neue Variante produziert innerhalb von 48 Stunden etwa 100-mal mehr Viren in menschlichen Zellen als der ursprüngliche Stamm aus den 1960er Jahren.
Obwohl das Virus hauptsächlich in Lateinamerika verbreitet ist, wurden inzwischen auch in Deutschland die ersten Fälle registriert – bislang ausschließlich bei Reiserückkehrern aus Mittel- und Südamerika. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden in Deutschland bis heute vier Fälle des Oropouche-Fiebers bestätigt. Eine Übertragung innerhalb Deutschlands wurde bisher nicht beobachtet.
Das RKI empfiehlt Reisenden: „Schutzmaßnahmen gegen Mückenstiche treffen – etwa durch Tragen langer Kleidung sowie Anwendung von Insektenabwehrmitteln.“ Schwangeren Frauen wird geraten, „Reisen in Ausbruchsgebiete kritisch abzuwägen.“
Da es bislang weder eine Impfung noch eine spezifische Behandlung gegen das Oropouche-Virus gibt, ist Prävention der beste Schutz. Wenn du in betroffene Regionen reist, solltest du folgende Maßnahmen ergreifen:
1. Trage lange, helle Kleidung, die möglichst viel Haut bedeckt.
2. Verwende Insektenschutzmittel mit DEET oder Icaridin – diese wirken auch gegen die winzigen Gnitzen.
3. Nutze Moskitonetze mit besonders feinen Maschen, da herkömmliche Netze für die kleinen Überträger oft zu grobmaschig sind.
4. Vermeide Aktivitäten im Freien während der Hauptaktivitätszeiten der Mücken (vor allem in der Dämmerung).
5. Hole vor Reisen in betroffene Gebiete eine reisemedizinische Beratung ein, besonders wenn du schwanger bist.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Oropouche-Virus in Zukunft zu einem der häufigsten von Insekten übertragenen Viren in Lateinamerika werden könnte. Die Forschung zu diesem lange vernachlässigten Erreger steht allerdings noch am Anfang.
Besonders beunruhigend ist ein weiterer Befund der Forscher der Universität Brescia: Sie konnten das Oropouche-Virus im Sperma eines infizierten Reisenden nachweisen, was auf eine mögliche sexuelle Übertragung hindeuten könnte – ähnlich wie beim Zika-Virus.
Die gute Nachricht: Die meisten Infektionen verlaufen mild, und schwere Komplikationen sind selten. Dennoch ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, insbesondere bei Schwangeren und bei Reisen in betroffene Gebiete. Das Bewusstsein für dieses unterschätzte Virus wächst – und damit hoffentlich auch die Forschungsanstrengungen zur Entwicklung von Diagnostika, Therapien und möglicherweise eines Impfstoffs.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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