Musik

Nemo ein Jahr nach dem ESC-Sieg: Zwischen Ruhm, Kritik und neuem Leben in London

today11.05.2025 11

Hintergrund
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Nach dem triumphalen Sieg beim Eurovision Song Contest 2024 mit „The Code“ hat sich das Leben des Schweizer Künstlers Nemo grundlegend verändert. Die erste nichtbinäre Person, die jemals den ESC gewonnen hat, erlebte ein Jahr voller Höhen und Tiefen, medialer Aufmerksamkeit und wichtiger Entscheidungen. Von der Flut an Interviews direkt nach dem Sieg bis hin zum Umzug nach London – Nemos Reise war alles andere als gewöhnlich.

Mediensturm und Interview-Marathon nach dem ESC-Triumph

Nemo ein Jahr nach dem ESC-Sieg: Zwischen Ruhm, Kritik und neuem Leben in London

Die unmittelbare Zeit nach dem ESC-Sieg war für Nemo eine regelrechte Belastungsprobe. „In den Tagen vor und nach dem ESC gab ich 300 Interviews“, verriet der 25-jährige Künstler in einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“. Diese intensive Phase der medialen Aufmerksamkeit führte schließlich zu dem, was Nemo selbst als „Interview-Überdosis“ bezeichnete. Ein Vertreter seines Labels brachte die Situation auf den Punkt: „Die Person, die gewinnt, wird auf dem Markt verteilt wie eine Sau!“ – eine Aussage, die Nemo als „pure Wahrheit“ bestätigte.

Aus dieser Erfahrung heraus hat der Schweizer Künstler einen klaren Rat für zukünftige ESC-Gewinner: „Mache einen oder zwei Monate Promo und hole in dieser Zeit alles raus, was möglich ist – aber konzentriere dich danach wieder darauf, neue Musik zu machen. Das bedeutet vor allem, viel Nein zu sagen.“

Neues Leben in London

Ein Jahr nach dem Triumph hat Nemo Berlin verlassen und ist nach London gezogen. In einem Interview mit der ARD-Sendung „Brisant“ sprach der Künstler offen darüber, dass die Eingewöhnungsphase in der britischen Metropole noch andauert. Trotz der Herausforderungen, die ein solcher Umzug mit sich bringt, blieb die Musik stets im Zentrum von Nemos Leben.

Laut dem „Brisant“-Beitrag vom 29. April 2025 hat Nemo im vergangenen Jahr „viel neue Musik geschrieben, ist viel herumgekommen, hatte viel Spaß, aber auch immer mal wieder mit der Welt und mit den anderen gehadert.“ Diese Mischung aus künstlerischer Entfaltung und persönlichen Herausforderungen spiegelt die komplexe Realität wider, mit der erfolgreiche Künstler nach einem plötzlichen Durchbruch konfrontiert werden.

Kritische Stimme zu ESC-Regulierungen

Neben seiner musikalischen Entwicklung hat sich Nemo auch als kritische Stimme innerhalb der ESC-Gemeinschaft etabliert. Besonders die aktuelle Flaggenpolitik der Veranstalter für den Eurovision Song Contest 2025 stößt bei dem Vorjahressieger auf heftige Kritik. Die Regelung, dass auf der ESC-Bühne ausschließlich Landesflaggen erlaubt sind, während Symbole wie die Regenbogenflagge oder die nichtbinäre Flagge ausgeschlossen werden, bezeichnet Nemo in einem Interview mit der britischen „Huffpost“ als „dumm wie die Hölle“.

„Man kann nicht für die queerste Sache der Welt bekannt sein… und dann sagen: ‚Oh, wir erlauben keine Pride-Flaggen für die Künstler'“, erklärt Nemo seine Frustration. Bereits 2024 hatte Nemo versucht, die nichtbinäre Flagge bei seiner Performance zu zeigen, was hinter den Kulissen kritisch gesehen wurde – obwohl die Europäische Rundfunkunion (EBU) betonte, es habe kein offizielles Verbot gegeben.

Politische Haltung zur Teilnahme Israels

Nemo positioniert sich auch klar gegen die Teilnahme Israels am diesjährigen Eurovision Song Contest. In einem Statement erklärte der Künstler: „Ich unterstütze Aufrufe, Israel vom ESC auszuschließen. Israels Vorgehen verstößt grundlegend gegen die Werte, die Eurovision hochzuhalten vorgibt – Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte.“

Mit dieser Haltung unterstützt Nemo einen offenen Brief von über 70 Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Europa, darüber hinaus auch ehemalige ESC-Sieger wie Salvador Sobral. Die EBU wies diese Forderungen allerdings zurück und betonte in einer Stellungnahme, dass der ESC ein „universelles unpolitisches Ereignis“ bleiben solle, das „Vielfalt und Inklusion durch Musik fördert“.

Rückkehr nach Basel für den ESC 2025

Trotz aller Kontroversen freut sich Nemo auf die Rückkehr zum Eurovision Song Contest, der am 17. Mai 2025 in Basel stattfinden wird. Als Vorjahressieger wird Nemo einen neuen Song präsentieren und blickt mit Spannung auf das Ereignis: „Es wird auf jeden Fall interessant, wieder zurückzukommen. Das zu sehen, was da in Basel abgehen wird. Das hat schon das Potenzial eines Fiebertraums. Und alles nur wegen eines Moments im vergangenen Jahr. Ich bin wirklich gespannt.“

Auf Instagram teilte Nemo bereits seine Vorfreude mit den Fans: „I’m freaking excited to perform“. Während Nemo selbst nicht als Teilnehmer antreten wird, werden die Geschwister Abor & Tynna Deutschland mit ihrem Song „Baller“ vertreten – und ihnen werden durchaus gute Chancen eingeräumt.

Der ESC in Basel hat bereits begonnen – am Sonntag wurde der längste „türkise Teppich“ in der Geschichte des Wettbewerbs ausgerollt, mit einer beeindruckenden Länge von 1,3 Kilometern. Die Halbfinals sind für den 13. und 15. Mai terminiert, während das große Finale am 17. Mai im Ersten übertragen wird.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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