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Gary Holts Memoiren: Warum Exodus trotz großer Riffs keine Überflieger wurden

today09.05.2025 2

Hintergrund
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Wahnsinnige Partys, exzessive Drogenexzesse und einige der besten Thrash-Metal-Riffs aller Zeiten – Gary Holts Autobiografie „A Fabulous Disaster“ gewährt einen schonungslosen Einblick in die turbulente Geschichte von Exodus. Während Metallica in den 80er Jahren zu Superstars aufstiegen, blieb Exodus trotz ihrer musikalischen Brillanz im Underground verhaftet. In seinen jetzt erschienenen Memoiren erklärt der Gitarrist und Bandchef unverblümt, warum die Band nie den ganz großen Durchbruch schaffte – und wieso das teilweise durchaus selbstverschuldet war.

Von Musikern zu Drogenabhängigen: Die Anfänge von Exodus

Gary Holts Memoiren: Warum Exodus trotz großer Riffs keine Überflieger wurden
Alfred Nitsch, CC BY-SA 3.0 at, via Wikimedia Commons

Der Weg von Exodus begann vielversprechend in der Bay Area, doch schnell wurde die Musik von exzessiven Partys und Drogenkonsum überschattet. „You go from being a musician who dabbles in drugs to being a drug addict who dabbles in music“, beschreibt Holt treffend den Wandel, der die Band prägte. In den frühen Tagen nutzte die junge Truppe sogar die leerstehende Wohnung von Metallica für wilde Partys, was den Grundstein für eine lange Suchtkarriere legte.

Die persönlichen Tiefpunkte Holts ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Seine erste Ehe zerbrach an seiner Sucht, zeitweise musste er sogar wieder bei seinen Eltern einziehen. „Ich hatte alles verloren – meine Frau, mein Zuhause, und fast auch meine Band“, erzählt Holt in einem Interview mit CBS News Bay Area. „Es gab keine Karriere nach Drehbuch, keinen kometenhaften Aufstieg mit anschließendem Ferrari-Crash. Es gab einfach eine Zeit voller dummer Entscheidungen, die dazu führten, dass alles den Bach runterging.“

Kirk Hammett und die Geburt des Thrash Metal

Eine zentrale Figur in der Geschichte von Exodus ist Kirk Hammett, der später zu Metallica wechselte. Er war es, der den jungen Holt zum Gitarrenspielen ermutigte und ihm half, die Urbesetzung von Exodus zusammenzustellen. Nach Hammetts Weggang übernahm Holt die Rolle des Riffmeisters: „In fact, Kirk leaving worked for me: I was happy. I was like ‚The band is mine now.'“

Die ersten Auftritte der Band waren legendär chaotisch. In seinem Buch gesteht Holt offen ein, dass sie Equipment stahlen und andere fragwürdige Methoden anwandten, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. „Wir waren jung, dumm und hatten keine Ahnung vom Geschäft“, reflektiert er heute.

Der legendäre Paul Baloff und musikalische Rückschläge

Ein Wendepunkt in der Geschichte von Exodus war die Verpflichtung des charismatischen Sängers Paul Baloff, dessen Energie die Live-Shows der Band revolutionierte. Dessen früher Tod war ein schwerer Schlag für die Band, führte aber nicht zu einem Umdenken bei Holt: „I didn’t wise up. I had crawled into a glass pipe.“

Die Band durchlebte zahlreiche Besetzungswechsel und verlor zwischenzeitlich ihren Plattenvertrag. Holt musste in dieser Zeit sogar in einem Job arbeiten, bei dem er Mäusekot sammeln musste – ein krasser Kontrast zu den wilden Bühnenshows.

Neuanfang und späte Professionalisierung

Nach Jahren der Turbulenzen erlebte Exodus mit dem Album „Tempo Of The Damned“ im Jahr 2004 ein beachtliches Comeback. Holt erzählt, wie hart die Band für ihren Erfolg arbeiten musste, oft vor wenigen Zuschauern spielend. Seine spätere Zeit als Gitarrist bei Slayer half ihm, professioneller zu werden – eine Einstellung, die er zurück zu Exodus brachte.

„Nach dem tragischen Tod eines engen Freundes beschloss ich schließlich, mich selbst zu retten“, berichtet Holt über seine Entscheidung, clean zu werden. Diese Entscheidung veränderte nicht nur sein Leben, sondern auch den Kurs der Band. „Exodus‘ Alben erhielten zwar Kritikerlob, aber wir kämpften jahrelang mit schlechtem Management, Pech und Fehlentscheidungen“, erklärt er den ausgebliebenen kommerziellen Durchbruch.

Mehr als nur eine Bandgeschichte

„A Fabulous Disaster“ ist weit mehr als nur die Geschichte einer Band. Es ist ein Blick hinter die Kulissen der Thrash-Metal-Szene der 80er Jahre, mit Anekdoten über andere Größen des Genres und einer schonungslosen Bestandsaufnahme der eigenen Fehler. Holt kombiniert dabei Humor mit schockierenden Episoden und reflektiert über seinen Weg von der Drogenabhängigkeit zu einem stabileren Leben.

Trotz aller Widrigkeiten hat Exodus nie aufgegeben, und Holt bleibt kämpferisch: „We’re not Tom Cruise in Mission: Impossible, we’re fucking John Wick.“ Diese Einstellung spiegelt den unbeugsamen Geist wider, der die Band durch alle Höhen und Tiefen getragen hat.

„Gary ist ein kluger Kopf – lassen Sie sich da nicht täuschen“, betont sein Co-Autor Tepdelen. „Was mich bei der Zusammenarbeit überrascht hat, war sein Mut, auch schmerzhafte Themen anzusprechen. Er hat nie anderen die Schuld für sein Unglück gegeben; er hat alles selbst eingeräumt. Das macht das Buch so stark.“

Mit „A Fabulous Disaster“ hat Gary Holt nicht nur ein Denkmal für Exodus geschaffen, sondern auch ein authentisches Zeitdokument, das die ungeschminkte Realität hinter dem glamourösen Image des Rock’n’Roll-Lebens zeigt. Für Fans von Thrash Metal und Musikliebhaber generell ist dieses Buch ein unschätzbarer Einblick in eine Ära, die den Heavy Metal für immer verändert hat.

Exodus

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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