Musik

Gary Holts Memoiren ‚A Fabulous Disaster‘: Ungeschminkte Einblicke in die wilde Geschichte von Exodus

today09.05.2025 2

Hintergrund
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Mit ‚A Fabulous Disaster‘ legt Gary Holt, Gitarrist und Mastermind der Thrash-Metal-Pioniere Exodus, seine lang erwarteten Memoiren vor. Diese bieten einen schonungslosen Blick hinter die Kulissen einer Band, die trotz ihres enormen Einflusses auf die Thrash-Metal-Szene nie den kommerziellen Erfolg ihrer Bay-Area-Kollegen Metallica erreichte. Was Holt zu erzählen hat, ist eine Achterbahnfahrt durch Höhen und Tiefen, geprägt von Exzessen, Sucht und roher musikalischer Energie – ein faszinierendes Zeitdokument der Metal-Geschichte.

Von der Garage bis zur selbstzerstorerischen Partyszene

Gary Holts Memoiren 'A Fabulous Disaster': Ungeschminkte Einblicke in die wilde Geschichte von Exodus
Alfred Nitsch, CC BY-SA 3.0 at, via Wikimedia Commons

Während Exodus‘ frühere Bandkollegen von Metallica zu weltweiter Berühmtheit aufstiegen, fanden sich Holt und seine Mitstreiter in einem Kreislauf aus chaotischen Partynächten und Selbstzerstörung wieder. Die Band übernahm sogar die leerstehende WG von Metallica, was zu einem regelrechten Partyhub wurde. Der ausschweifende Lebensstil führte bei fast allen Bandmitgliedern zu ernsthaften Drogenproblemen.

In seinem Buch beschreibt Holt diesen Abstieg ungeschont: „You go from being a musician who dabbles in drugs to being a drug addict who dabbles in music.“ Zeitweise waren vier von fünf Bandmitgliedern schwer drogenabhängig. Sein persönlicher Wendepunkt kam im Jahr 2002, als ihm während einer Tour der Stoff ausging.

Kirk Hammett und die gemeinsamen Anfange

Eine besondere Rolle in Holts Geschichte spielt Kirk Hammett, der ihn ursprünglich zum Gitarrenspielen ermutigte und spaeter das Vorwort für „A Fabulous Disaster“ verfasste. Die beiden erlebten, was Holt als „Summer of Love“ beschreibt – eine Zeit voller gemeinsamer Eskapaden, bevor Hammett zu Metallica wechselte.

Nach Hammetts Abgang übernahm Holt die vollständige kreative Kontrolle über Exodus und formte den Sound der Band zu etwas Rauherem und Aggressiverem. Dieser neue Ansatz half, Exodus als eigenständige Kraft in der Thrash-Metal-Szene zu etablieren.

Verrückte Episoden aus dem Bandleben

Die Memoiren sind gespickt mit skurrilen und oft chaotischen Episoden: Bei der ersten Begegnung mit Drummer Tom Hunting wurden beide verhaftet, und aus finanzieller Not heraus stahl die Band regelmäßig Equipment. Der legendäre Sänger Paul Baloff wird als prägende Figur beschrieben, der perfekt ins Konzept passte: „He looked like a guy who was destined to destroy.“ Sein früher Tod 2002 verstärkte Holts eigene Drogenprobleme noch weiter, anstatt als Weckruf zu dienen.

Am Tiefpunkt angelangt

Holts Sucht führte zur Zerrüttung seiner ersten Ehe und massiven finanziellen Problemen. In einem besonders düsteren Kapitel seiner Karriere musste er mit 36 Jahren wieder bei seinen Eltern einziehen und Gelegenheitsjobs annehmen – darunter die wenig glamouröse Aufgabe, Mäusekot zu beseitigen.

Ein Comeback gelang schließlich 2004 mit dem Album „Tempo Of The Damned“, obwohl die Band zunächst vor spärlich besuchten Venues spielen musste. Dieses Album markierte den Beginn eines zweiten Frühlings für Exodus.

Einblicke in die Metal-Szene

Besonders interessant sind Holts Schilderungen seiner Erfahrungen mit anderen bekannten Bands. Als er nach dem Tod von Jeff Hanneman bei Slayer einsprang, lernte er eine professionellere Arbeitsweise kennen, die er spaeter auch bei Exodus einführte.

Kirk Hammett hebt in seinem Vorwort Holts unvergleichliche Hingabe zum Thrash Metal hervor: „Gary war immer der Typ aus der Bay Area-Szene mit den kompromisslosesten Riffs – ich wusste schon früh: Wenn jemand Thrash Metal lebt und atmet wie kein anderer in dieser Szene damals oder heute – dann er.“

Reflektionen und Neuanfang

In einem Interview reflektiert Holt offen über seine Vergangenheit: „Working on this book, I did feel guilty for the way I had treated people. I still carry guilt and maybe that’s why I strive to be a good human.“ Gleichzeitig betont er aber auch: „I never fuck with regret. It’s all a butterfly effect—things we cannot change so why bother dwelling and trying?“

Heute, clean und mit klarem Kopf, fasst Holt seine Philosophie so zusammen: „We’re not Tom Cruise in Mission: Impossible, we’re fucking John Wick.“ Auch wenn sich sein Lebensstil geändert hat, bleibt sein kompromissloser Ansatz zur Musik bestehen.

„A Fabulous Disaster“ ist nicht nur für eingefleischte Exodus-Fans ein Muss, sondern für alle, die sich für die ungeschminkte Geschichte des Thrash Metal interessieren. Das Buch bietet einen authentischen Einblick in eine Ära, in der die Regeln noch gemacht wurden – von Musikern, die bereit waren, alles zu riskieren, um ihren Sound in die Welt zu tragen.

A Fabulous Disaster

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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