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today06.01.2019
Der Onlinehandel boomt und boomt: Immer mehr Deutsche shoppen am liebsten im Internet, wo sich mittlerweile nahezu alles bequem per Post bestellen lässt. Doch was bedeutet das eigentlich für den stationären Einzelhandel in den Innenstädten? Viele Experten sagen diesem für das Jahr 2019 schwere Zeiten voraus.
Schaut man sich die Berichterstattungen der beiden vergangenen Monate an, so könnte man meinen, dass es dem deutschen Einzelhandel hervorragend geht: Am Tag vor Heiligabend verkündete Stefan Genth, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, dass die Geschäfte in den vergangenen Wochen deutlich besser als zuletzt verliefen. Auch ihm dürfte allerdings klar sein, dass ein solches Statement in einem anderen Monat kaum möglich gewesen wäre: Viele Deutsche haben die Vorweihnachtszeit genutzt, um sich in diversen Geschäften mit Geschenken für das nahende Fest der Liebe einzudecken – während zahlreiche Bundesbürger in den restlichen Monaten des Jahres lieber schnell und bequem über das Internet shoppen. Mode, Kosmetik, Unterhaltungselektronik, Möbel, Haushaltsgeräte und sogar Lebensmittel: Mittlerweile gibt es kaum noch etwas, das sich nicht auch rund um die Uhr über das Internet bestellen und nach Hause liefern lässt – und das nicht selten günstiger, als im stationären Handel.
Auch wenn FDP-Chef Christian Lindner auf einen Ausbau der Digitalisierung drängt, hat dieser ebenfalls gravierende Folgen für den Einzelhandel: Wollte man früher einen neuen Film oder Musik CDs kaufen, führte kaum ein Weg am Kaufhaus vorbei. Mittlerweile kann man seinen bevorzugten Film einfach bei Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime streamen oder dauerhaft käuflich erwerben, ohne hierfür das Haus verlassen zu müssen. Klassische Musik CDs wurden hingegen längst von Musik-Streamingdiensten wie Spotify ersetzt, die nahezu sämtliche Songs auch ohne Premium-Mitgliedschaft kostenlos anbieten. Für den stationären Einzelhandel in den Städten hat dies gravierende Folgen: Da immer weniger Besucher in die Geschäfte gelockt werden, kämpfen vor allem kleinere Unternehmen längst um ihre Existenzen – doch auch namhafte Traditionsunternehmen wie Esprit oder Gerry Weber bekommen die Umsatzrückgänge in ihren Filialen bereits kräftig zu spüren. Wohl dem, der in diesen schweren Zeiten noch einen zusätzlichen Onlineshop führt, der regelmäßig gute Gewinne einfährt – was vor allem auf die Modebranche zutrifft. Zahlreiche Einzelhändler haben den Ausbau der Digitalisierung jedoch schlicht und einfach verschlafen und statt in einen dominanten Internetauftritt lieber in den Ausbau der stationären Filialen investiert – eine Vorgehensweise, die sich nun bitter rächt.
Während einige Konzerne immer noch auf einen Aufschwung hoffen (so haben sich etwa die Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof zusammengeschlossen), prophezeien Experten für das 2019 noch bedrohlichere Auswirkungen des Online-Handels, als es in den vergangenen Jahren ohnehin schon der Fall war: So ist Michael Gerling, Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts EHI in Köln, beispielsweise fest davon überzeugt, dass 2019 für zahlreiche Händler ein herausforderndes Jahr wird. Eine These, die auch durch das monatlich für den Handelsverband HDE berechnete Konsumbarometer gestützt wird, welches sinkende Konjunkturerwartungen und eine getrübte Verbraucherstimmung für den Jahresstart prognostiziert. Doch auch die Personalknappheit könnte dem stationären Einzelhandel über kurz oder lang das Genick brechen: Die Gewerkschaft Verdi kritisiert bereits seit Längerem, dass viele Händler nicht bereit seien (oder dazu in der Lage sind), existenzsichernde Löhne zu bezahlen, wodurch das Berufsbild Einzelhändler in Kombination mit den ungünstigen Arbeitszeiten immer unattraktiver wird.
Es ist also wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der Onlinehandel dem Einzelhandel endgültig den Rang ablaufen wird. Leider ist es dann aber zu spät, um sich über die Ausmaße dieser Entwicklung bewusst zu werden.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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