Wirtschaft & Politik

E10 statt E5: Warum der ADAC zum Umdenken an der Zapfsäule aufruft

today27.05.2025 4

Hintergrund
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Die Tankgewohnheiten der deutschen Autofahrer stehen in der Kritik: Obwohl Super E10 durchschnittlich sechs Cent guenstiger ist als herkoemmliches Super E5 und zudem umweltfreundlicher, entscheiden sich mehr als zwei Drittel der Tankenden weiterhin fuer den teureren Kraftstoff. Der ADAC fordert nun ein Umdenken und blickt dabei auf Oesterreich, wo E5 bereits vollstaendig durch E10 ersetzt wurde – ohne nennenswerte Probleme.

Die aktuelle Situation an deutschen Tankstellen

E10 statt E5: Warum der ADAC zum Umdenken an der Zapfsäule aufruft
Martin Falbisoner, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut dem Bundesamt fuer Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) lag der Anteil von Super E10 an den gesamten Benzinabgaben in Deutschland 2024 bei lediglich 27,4 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ueber zwei Drittel der Autofahrer weiterhin zum teureren Super E5 greifen – ein Verhalten, das der ADAC als „rational schwer zu erklären“ bezeichnet.

ADAC-Praesident Christian Reinicke macht seine Position unmissverstaendlich klar: „Die Politik sollte die Nutzung von Super E10 vorantreiben.“ Er kritisiert, dass „viele Menschen im Zweifelsfall unnötigerweise das teurere und klimaschaedlichere Super E5“ tanken, obwohl die meisten modernen Fahrzeuge problemlos mit E10 fahren koennen.

Warum die Skepsis gegenueber E10?

Die Zurueckhaltung vieler Autofahrer gegenueber E10 hat historische Gruende. Als der Kraftstoff 2011 in Deutschland eingefuehrt wurde, gab es erhebliche Bedenklichkeiten hinsichtlich seiner Vertraeglichkeit mit aelteren Motoren. Diese anfaengliche Skepsis scheint bis heute nachzuwirken, obwohl sie laut ADAC laengst ueberholt ist.

Andreas Hoelzel, Unternehmenssprecher des ADAC, stellt klar: „Aus technischer Sicht gibt es keinen Grund, nicht E10 zu tanken.“ Fast alle Fahrzeuge ab Baujahr 2011 sind fuer den Kraftstoff mit dem hoeheren Bioethanol-Anteil freigegeben. Fuer aeltere Fahrzeuge bleibt Super Plus als Alternative, das allerdings noch teurer ist.

Umweltvorteile von E10

Der hoehere Bioethanol-Anteil in E10 von bis zu zehn Prozent (im Vergleich zu maximal fuenf Prozent bei E5) macht den Kraftstoff umweltfreundlicher. Bioethanol wird aus nachwachsenden Pflanzen gewonnen und koennte laut Schaetzungen den CO2-Ausstoss im Verkehr erheblich reduzieren. Bei vollstaendiger Ausnutzung des Potenzials spricht der ADAC von einer moeglichen jaehrlichen Einsparung von bis zu drei Millionen Tonnen CO2 im deutschen Strassenverkehr.

Karsten Schulze, ADAC Technikpraesident, betont: „E10 lohnt sich – fuer jeden Einzelnen, dessen Fahrzeug dafuer geeignet ist. Jeder, der E10 tankt, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und spart dabei Geld.“

Allerdings gibt es auch Kritik am Bioethanol-Ansatz. Umweltschuetzer verweisen auf den sogenannten „Tank und Teller“-Konflikt, da Ackerflaechen fuer den Anbau von Pflanzen zur Kraftstoffgewinnung genutzt werden, die auch fuer Nahrungsmittel verwendet werden koennten. Die EU hat jedoch Richtlinien eingefuehrt, um negative Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion zu begrenzen.

Forderungen des ADAC

Der Automobilclub plaediert fuer eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Aktuell sind Tankstellen in Deutschland verpflichtet, Super E5 anzubieten. Diese Regelung haelt der ADAC fuer ueberholt. „Das ist nicht mehr sinnvoll“, kritisiert Reinicke und fordert: „In einem ersten Schritt sollte diese Verpflichtung daher auf Super E10 uebergehen.“

Ein Bundesratsbeschluss vom Maerz 2024 kommt dieser Forderung teilweise entgegen: Tankstellen duerfen kuenftig auf Super E5 verzichten, wenn sie alternative Kraftstoffe wie HVO100 oder GTL anbieten. Der ADAC geht jedoch noch weiter und denkt laut ueber „haertere Schritte“ nach, falls die bisherigen Massnahmen nicht ausreichen sollten.

Andreas Hoelzel konkretisiert: „Wir muessen dorthin kommen, dass die Tankstellen die klimaneutralen Kraftstoffe anbieten koennen und ihre Zapfsaeulen nicht blockieren durch einen Kraftstoff, der so nicht mehr erforderlich ist.“

Die Perspektive der Tankstellenbetreiber

Der Bundesverband Freier Tankstellen (bft) unterstuetzt grundsaetzlich die Position des ADAC. Geschaeftsfuehrer Daniel Kaddik betont, dass die Marktkraefte entscheiden sollten, welche Produkte verkauft werden. Er weist darauf hin, dass durch CO2-Einsparungen ein natuerliches Interesse an E10 entstehen sollte.

Gleichzeitig macht Kaddik deutlich, dass Tankstellen mit hoher Nachfrage nach E5 diesen Kraftstoff weiterhin anbieten werden: „Wenn die Tankstellen wissen, dass die Kunden kommen und E5 tanken wollen, dann werden sie es auch weiterhin anbieten.“ Der Verband sieht in der groesseren Flexibilitaet vor allem die Chance, Platz fuer innovative, klimafreundliche Kraftstoffe zu schaffen.

Die aktuelle Preisdifferenz – Super E10 kostet im Durchschnitt etwa 1,64 Euro, waehrend fuer Super E5 rund 1,70 Euro faellig werden – koennte in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten ein zusaetzliches Argument fuer den Umstieg sein. Bei einer durchschnittlichen Tankfuellung von 50 Litern bedeutet das eine Ersparnis von drei Euro pro Tankvorgang.

Der Blick nach Oesterreich, wo die Umstellung auf E10 bereits vollzogen wurde, zeigt, dass ein solcher Wandel ohne groessere Probleme moeglich ist. Ob Deutschland diesem Beispiel folgen wird, haengt nicht zuletzt vom Umdenken der Verbraucher und dem politischen Willen ab, die Weichen fuer eine klimafreundlichere Mobilitaet zu stellen.

Super E10

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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