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BYD-Aktie im Sturzflug: Warum der dramatische Kursrückgang kein Grund zur Panik ist

today10.06.2025 32

Hintergrund
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Die BYD-Aktie sorgte in den letzten Tagen für erhebliche Verunsicherung unter Anlegern, als der Kurs in Hongkong scheinbar dramatisch einbrach. Von rund 400 HKD stürzte der Wert auf zeitweise nur noch 133 HKD ab – ein vermeintlicher Verlust von über 66 Prozent. Doch hinter diesem Kursrutsch steckt mehr als nur schlechte Nachrichten, und Anleger sollten genau hinschauen, bevor sie übereilte Entscheidungen treffen.

Aktiensplit statt Kurssturz – was wirklich hinter den Zahlen steckt

BYD-Aktie im Sturzflug: Warum der dramatische Kursrückgang kein Grund zur Panik ist

Der drastische Kursrückgang bei BYD ist hauptsächlich auf einen strategischen Aktiensplit im Verhältnis 3 zu 1 zurückzuführen. Dieser wurde auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag von den Aktionären genehmigt. Im Klartext bedeutet das: Für jede bisher gehaltene Aktie erhalten Investoren zwei zusätzliche Anteile. Diese Maßnahme unterscheidet sich jedoch deutlich von herkömmlichen Aktiensplits.

BYD stärkt mit diesem Schritt nämlich gezielt seine Eigenkapitalstruktur. Statt den Aktienkurs einfach zu dritteln, wandelt das Unternehmen Gewinnrücklagen und Kapitalreserven in neues Grundkapital um. Konkret erhalten Anleger für je zehn bestehende Aktien acht Bonusaktien aus Unternehmensgewinnen sowie zwölf weitere Kapitalisierungsaktien aus den Kapitalreserven. Dadurch erhöht sich das Grundkapital von etwa 3,04 Milliarden auf mehr als 9,12 Milliarden Aktien.

Vorteile für Unternehmen und Anleger

Diese Kapitalmaßnahme bringt mehrere strategische Vorteile mit sich. Zum einen verbessert BYD seine Eigenkapitalquote und stabilisiert die Bilanzstruktur, was das Unternehmen finanziell unabhängiger macht. Zum anderen stärkt es das Vertrauen der Investoren und erhöht die Bonität gegenüber Kreditgebern.

Für Aktionäre bedeutet der vermeintliche Kursrückgang keinen tatsächlichen Wertverlust. Splitbereinigt verzeichnet die Aktie sogar einen Anstieg von etwa 3 Prozent. Zusätzlich dürfen sich Anleger über eine Dividende von 4,336 Hongkong Dollar je Aktie freuen, was einer Rendite von 1,1 Prozent entspricht.

Ein weiterer positiver Effekt des Aktiensplits ist die erhöhte Liquidität der Aktie. Durch den niedrigeren Preis pro Anteil wird die Aktie für Kleinanleger zugänglicher, was potenziell zu einer breiteren Investorenbasis führen kann.

Herausforderungen im heimischen Markt

Trotz dieser positiven Kapitalmaßnahmen steht BYD vor realen Herausforderungen, insbesondere im chinesischen Heimatmarkt. Das Unternehmen hat massive Rabatte von bis zu 34 Prozent auf seine Fahrzeuge eingeführt, was auf Absatzprobleme hindeutet. Der weltweite Absatz liegt derzeit unter dem ambitionierten Ziel von 5,5 Millionen Einheiten für 2025.

In den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 verkaufte BYD insgesamt 1.763.369 Fahrzeuge. Bei gleichbleibendem Tempo würde dies zu einem geschätzten Jahresabsatz von nur 4,2 Millionen Einheiten führen – deutlich unter dem angepeilten Ziel. Allerdings besteht Hoffnung, da das Unternehmen traditionell im zweiten Halbjahr stärkere Verkaufszahlen erzielt.

Die chinesische Regierung hat zudem Hersteller vor „unvernunftigen Rabatten“ gewarnt. Ein anhaltender Preiskampf könnte die Margen gefährden und schwächere Unternehmen in die Insolvenz treiben. Für BYD bedeutet dies einen Balanceakt zwischen Marktanteilsgewinnen und Profitabilität.

Exportstrategie als Hoffnungsträger

Ein Lichtblick für BYD ist die positive Entwicklung im Exportgeschaft. Im Mai 2025 verzeichnete das Unternehmen Rekordexporte von 89.000 Fahrzeugen. Der Exportanteil hat sich auf fast 25 Prozent der monatlichen Verkäufe erhöht und soll bis Ende 2025 über 800.000 Einheiten betragen.

Im Gegensatz zum preissensitiven chinesischen Markt scheinen die Preise im Ausland stabiler zu sein, was höhere Margen ermöglicht. BYD plant ambitioniert, bis 2030 50 Prozent seines Absatzes außerhalb Chinas zu generieren. Diese Internationalisierungsstrategie könnte entscheidend sein, um die Abhängigkeit vom umkämpften Heimatmarkt zu reduzieren.

Weitere Faktoren für Anleger

Neben dem Aktiensplit und den Herausforderungen im Heimatmarkt gibt es weitere Faktoren, die Anleger im Blick behalten sollten. Heute ist der Ex-Dividenden-Tag, was bedeutet, dass Käufer der Aktie ab heute die nächste Ausschüttung nicht mehr erhalten werden.

Zudem läuft die Lock-Up-Frist für bestimmte H-Aktien von BYD aus, was große Anteilseigner den Verkauf ihrer Papiere ermöglicht. Solche Ereignisse können zu erhöhtem Handelsvolumen führen und den Kurs kurzfristig belasten.

Nicht zuletzt steht BYD wegen seiner Lieferketten-Praktiken in der Kritik. Medienberichte über das sogenannte „D-Chain“-Finanzsystem mit langen Zahlungszielen für Zulieferer werfen Fragen zur Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells auf.

Was bedeutet das für deine Anlageentscheidung?

Der vermeintliche Kursrutsch der BYD-Aktie stellt für sich genommen keinen Grund zur Panik dar. Im Gegenteil: Das Unternehmen stärkt mit dem Split seine Kapitalstruktur und demonstriert Vertrauen in die eigene Zukunft.

Dennoch solltest du die realen Herausforderungen im chinesischen Markt nicht ignorieren. Der intensive Preiskampf und die damit verbundenen Margenrisiken könnten mittelfristig Auswirkungen auf die Geschäfts-entwicklung haben.

Langfristig orientierte Anleger können jedoch Hoffnung aus der erfolgreichen Exportstrategie schöpfen. Die zunehmende Internationalisierung könnte BYD dabei helfen, weniger abhängig vom heimischen Wettbewerb zu werden und stabilere Einnahmequellen zu erschließen.

Seit der Empfehlung in einer Finanzpublikation Ende 2023 verzeichnet die BYD-Aktie trotz aller Herausforderungen einen Kursanstieg von über 40 Prozent – ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen weiterhin Wachstumspotenzial bietet. Die nächsten Handelstage werden zeigen, ob die Aktie nach dem Split und angesichts der aktuellen Herausforderungen stabil bleibt oder weitere Anpassungen erfährt.

Aktiensplit Dividende

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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