Wirtschaft & Politik

Abschied im Bendlerblock: Großer Zapfenstreich für Olaf Scholz – Ein Symbol demokratischer Tradition

today06.05.2025 7

Hintergrund
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Mit militärischen Ehren und persönlich ausgewählten Musikstücken wurde gestern Abend Bundeskanzler Olaf Scholz im Bendlerblock verabschiedet. Die traditionelle Zeremonie des Großen Zapfenstreichs bildete den feierlichen Abschluss seiner Amtszeit. In seiner Abschiedsrede betonte Scholz den Wert demokratischer Übergänge und wünschte seinem Nachfolger Friedrich Merz eine „glückliche Hand“ für die kommenden Herausforderungen.

Die höchste militärische Ehrung für den scheidenden Kanzler

Abschied im Bendlerblock: Großer Zapfenstreich für Olaf Scholz – Ein Symbol demokratischer Tradition

Der Große Zapfenstreich, das protokollarisch höchste Zeremoniell der Bundeswehr, fand gestern Abend auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin statt. Rund 45 Minuten dauerte die feierliche Veranstaltung, die um 21:30 Uhr begann und live im Fernsehen übertragen wurde.

Die Tradition des Zapfenstreichs reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als das Schließen von Zapfhähnen in Schankhäusern militärisch begleitet wurde. Heute ist es eine Ehre, die hohen Amtsträgern wie Bundeskanzlern oder Bundespräsidenten zum Abschied zuteil wird.

Persönliche Musikauswahl mit symbolischer Bedeutung

Wie es üblich ist, durfte Scholz drei Musikstücke für die Serenade auswählen. Seine Wahl fiel auf „In my Life“ von den Beatles, einen Auszug aus dem „2. Brandenburgischen Konzert“ von Johann Sebastian Bach und „Respect“ von Aretha Franklin. Diese Auswahl steht in der Tradition früherer Kanzler und spiegelt sowohl persönliche Vorlieben als auch politische Symbolik wider.

Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielte zunächst den „Yorckschen Marsch“ zum Einmarsch der Soldaten, gefolgt von Scholz‘ Musikwünschen. Der eigentliche Zapfenstreich umfasste dann den Zapfenstreichmarsch, die Retraite, ein Gebet und die Nationalhymne.

Demokratischer Übergang in schwierigen Zeiten

In seiner Abschiedsrede betonte Scholz, dass der Regierungswechsel ein „Ausdruck demokratischer Normalität“ sei, verwies jedoch darauf, dass ein zivilisierter und kollegialer Übergang heutzutage nicht selbstverständlich ist. „Dieser zivile Umgang unter Demokratinnen und Demokraten ist kostbar und muss geschützt werden,“ erklärte er mit Nachdruck.

Mit Blick auf die Bevölkerung sagte Scholz: „Ein Land, das solche Bürgerinnen und Bürger hat, muss keine Angst vor der Zukunft haben.“ Er äußerte zudem seine „tiefe Dankbarkeit“ gegenüber seinen Weggefährten und den Bürgerinnen und Bürgern Deutschlands und bezeichnete sein Amt als „die Ehre meines Lebens“.

Prominente Gäste und namhafte Absagen

Zu den Gästen der Veranstaltung zählten Vertreter aller deutschen Verfassungsorgane. Anwesend waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die Präsidentin des Bundesrates Anke Rehlinger sowie Stephan Harbarth, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), SPD-Chef Lars Klingbeil und der designierte Nachfolger Friedrich Merz (CDU) nahmen an der Zeremonie teil. Auffällig waren jedoch auch einige prominente Absagen: Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel fehlte „aus zeitlichen Gründen“, ebenso wie die früheren Bundespräsidenten Christian Wulff und Joachim Gauck.

Würdigung durch den Bundespräsidenten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bereits bei der offiziellen Entlassung der Bundesregierung am 25. März Olaf Scholz für seine Leistungen in schwierigen Zeiten gedankt: „Was unter Ihrer Führung unternommen und auch geschafft worden ist, um Deutschland resilienter zu machen und gemeinsam mit unseren Nachbarn und Verbündeten die Ukraine zu unterstützen, das war und ist ein immenser Kraftakt.“

Mit dem Großen Zapfenstreich ist nun auch das letzte Kapitel der Kanzlerschaft von Olaf Scholz offiziell geschlossen. Für Friedrich Merz beginnt heute die Herausforderung, das Land durch die kommenden Jahre zu führen – mit der von Scholz gewünschten „glücklichen Hand“.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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