Musik

Nine Inch Nails in Köln: Triumphales Comeback der Industrial-Ikonen in der Lanxess Arena

today21.06.2025

Hintergrund
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Am 20. Juni 2025 kehrten Nine Inch Nails nach sieben Jahren Abwesenheit endlich auf deutsche Bühnen zurück. In der ausverkauften Kölner Lanxess Arena lieferte Mastermind Trent Reznor mit seiner Band ein spektakuläres Konzert, das die 16.000 Fans in vier verschiedenen Akten durch die beeindruckende Bandgeschichte führte – von intimen Klaviermomenten bis hin zu brachialen Industrial-Hymnen.

Ein besonderes Konzeptkonzert in vier Akten

Nine Inch Nails in Köln: Triumphales Comeback der Industrial-Ikonen in der Lanxess Arena
Mark Benney, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die „Peel It Back“-Welttournee, die insgesamt 42 Termine umfasst, machte als erstes von zwei Deutschland-Konzerten in Köln Station. Das zweite Konzert wird am 1. Juli in der Berliner Uber Arena stattfinden. Fans, die das Kölner Konzert verpasst haben, können Nine Inch Nails noch am 26. Juni im Zürcher Hallenstadion oder am 27. Juni in der Wiener Stadthalle D erleben.

Die Show begann überraschend mit Trent Reznor allein am Piano auf einer kleinen B-Bühne inmitten des Publikums. In diesem ersten Akt spielte er ruhige, akustische Versionen von Songs wie „Right Where It Belongs“ – ein Stück, das laut Visions-Magazin seit 2009 nicht mehr live aufgeführt wurde. Diese intime Eröffnung stand im starken Kontrast zu den typischen energiegeladenen NIN-Shows und schuf eine besondere Verbindung zwischen Künstler und Publikum.

Im zweiten Akt, betitelt „Unpeeled“, wechselte die Band auf die Hauptbühne für den lauteren Teil des Konzerts. Hier beeindruckte die Bühnenshow mit durchsichtigen Vorhängen als Projektionsflächen und aufwendigen Lichteffekten. NIN präsentierten einen Querschnitt durch ihre Bandgeschichte mit besonderem Fokus auf frühe Alben wie „Pretty Hate Machine“ und „The Downward Spiral“.

Für den dritten Akt kehrte die Band zur B-Bühne zurück, wo sie gemeinsam mit Support-Act Boys Noize ein technoides Set darbot. Diese Kollaboration zeigte Reznors kontinuierliche Bereitschaft, musikalische Grenzen zu überschreiten. Boys Noize, der bereits als Opener die Stimmung aufgeheizt hatte, ergänzte NIN perfekt in diesem experimentellen Teil des Konzerts.

Im vierten und finalen Akt, genannt „Peeled“, kehrte die Band zur Hauptbühne zurück. Hier erzählte Reznor von einer persönlichen Begegnung mit David Bowie, bevor er dessen gemeinsamen Song „I’m Afraid Of Americans“ spielte. Das Konzert endete emotional mit dem NIN-Klassiker „Hurt“.

Vom Bürgerschreck zum Oscar-prämierten Komponisten

Bemerkenswert an diesem Abend war nicht nur die musikalische Darbietung, sondern auch die persönliche Entwicklung Trent Reznors, die deutlich spürbar wurde. Der Mann, der einst als Bürgerschreck galt und mit Drogenproblemen kämpfte, ist heute ein glücklicher Familienvater, der neben Nine Inch Nails auch erfolgreich an Filmmusik arbeitet. Gemeinsam mit Bandkollege Atticus Ross hat Reznor in den letzten Jahren verstärkt als Filmkomponist gearbeitet, unter anderem für die kommende „Tron“-Fortsetzung, und sogar ein eigenes Filmmusikfestival namens „Future Ruins“ ins Leben gerufen.

Diese Weiterentwicklung spiegelte sich auch in der Setlist wider, die neben Klassikern wie „Closer“, „Head Like A Hole“ und „Hurt“ auch selten gespielte Stücke wie „Ruiner“, „Piggy“ und „Vessel“ enthielt. Letzteres war laut Sonic Seducer seit 2014 nicht mehr Teil der Setlist.

Ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk

Die Bühnenshow selbst war ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk. Transparente Vorhänge dienten als Projektionsflächen für visuelle Effekte, während eine ausgeklügelte Lichtshow die verschiedenen Stimmungen der Songs unterstrich. Die Inszenierung war durchdacht und unterstützte die musikalische Reise durch die verschiedenen Schaffensphasen der Band.

Insgesamt dauerte das Konzert etwa anderthalb Stunden und bot den Fans genau das, worauf sie so lange gewartet hatten: einen intensiven Abend mit einer Band, die auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Relevanz und Kraft eingebüßt hat. Nine Inch Nails bewiesen in Köln eindrucksvoll, warum sie zu den einflussreichsten Bands des Industrial Rock zählen und auch heute noch neue Maßstäbe setzen können.

Das Konzert in der Lanxess Arena war mehr als nur eine Rückkehr – es war eine Neuerfindung und gleichzeitig eine Besinnung auf die Stärken, die Nine Inch Nails seit jeher auszeichnen. Für die Fans war es ein denkwürdiger Abend, der die lange Wartezeit mehr als wettgemacht hat.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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