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Diclofenac: Warum das beliebte Schmerzmittel ein gefährliches Herzrisiko birgt

today17.06.2025 2

Hintergrund
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Diclofenac zählt zu den meistverkauften Schmerzmitteln in Deutschland und ist als Wirkstoff in bekannten Produkten wie Voltaren enthalten. Obwohl es rezeptfrei erhältlich ist, unterschätzen viele Menschen die potenziellen Risiken dieses entzündungshemmenden Medikaments. Besonders alarmierend: Studien zeigen, dass eine regelmäßige Einnahme das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich erhöhen kann. Experten warnen nun eindringlich vor der sorglosen Verwendung des vermeintlich harmlosen Mittels.

Die unterschätzten Gefahren von Diclofenac

Diclofenac: Warum das beliebte Schmerzmittel ein gefährliches Herzrisiko birgt
Symbolbild

Tobias Benthaus vom Klinikum der Universität München stellt im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk klar: „Diclofenac sollte nicht als einfaches Medikament betrachtet werden. Es wirkt sehr, sehr gut, gerade im orthopädischen Bereich. Allerdings haben wir als Nebenwirkung ganz häufig Magenauffälligkeiten.“ Diese scheinbar harmlosen Magenprobleme sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs.

Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist besorgniserregend lang: Von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall über Verstopfung bis hin zu abdominalen Schmerzen. Besonders gefährlich wird es bei älteren Patienten, bei denen es zu Perforationen oder Blutungen kommen kann – manchmal mit tödlichem Ausgang. Auch das Erbrechen von Blut, Entzündungen der Mundschleimhaut und Geschwüre gehören zu den dokumentierten Risiken.

Herzrisiko durch Dauereinnahme erheblich gesteigert

Besonders alarmierend sind die Erkenntnisse bezüglich des kardiovaskulären Risikos. Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine hohe Dosis von 150 mg täglich über einen längeren Zeitraum das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle signifikant erhöht. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) warnt ausdrücklich vor diesem Risiko.

Für bestimmte Personengruppen ist Diclofenac daher komplett tabu. Dazu gehören Menschen mit:

– Herzinsuffizienz
– Hirngefäßkrankheiten oder Hirnblutungen in der Vorgeschichte
– Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
– Magen- oder Darmgeschwüren
– Asthma, Rhinitis oder Urtikaria
– Ungeklärten Blutbildungsstörungen

Auch Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten auf Diclofenac verzichten.

„So kurz wie möglich“ – Experten raten zur Vorsicht

Mediziner empfehlen einen zurückhaltenden Umgang mit dem Schmerzmittel. „Generell sagt man so lange wie nötig, da man damit die Entzündung bekämpfen will, aber so kurz wie möglich“, erklärt Benthaus. Die empfohlene maximale Tagesdosis liegt bei 150 mg, wobei Retardkapseln ausschließlich für kurzzeitige Anwendungen konzipiert sind.

Äußerliche Anwendungen wie Diclofenac-Gel gelten als weniger riskant, da der Wirkstoff nicht in gleicher Konzentration ins Blut gelangt. Dennoch sollte auch hier die Anwendungsdauer begrenzt werden.

Erschreckende Wissenslücken bei Schmerzpatienten

Alarmierend ist das mangelnde Bewusstsein in der Bevölkerung für diese Risiken. Etwa 1,9 Millionen Menschen in Deutschland nehmen täglich Schmerzmittel ein, viele davon ohne ausreichende Kenntnis der potenziellen Gefahren. Der Stada Health Report 2023 zeigt eine beunruhigende Diskrepanz: Während 67 Prozent der Deutschen glauben, ein gutes Gesundheitswissen zu haben, fehlen besonders bei jüngeren Menschen grundlegende Informationen über Schmerzmittel und deren Wechselwirkungen.

Bei mehr als der Hälfte der 18- bis 24-Jährigen mangelt es an Basiswissen über Schmerzmedikamente – ein gefährliches Defizit angesichts der weitverbreiteten Nutzung von Diclofenac und ähnlichen Präparaten.

Sichere Anwendung: Das solltest du beachten

Um Diclofenac möglichst sicher anzuwenden, empfehlen Experten folgende Vorsichtsmaßnahmen:

1. Sprich vor der Einnahme mit deinem Arzt oder Apotheker, besonders wenn du bereits andere Medikamente nimmst.

2. Halte die Dosierung so niedrig und die Anwendungsdauer so kurz wie möglich.

3. Nimm Diclofenac nicht gleichzeitig mit anderen Schmerzmitteln ein, um das Risiko von Wechselwirkungen zu minimieren.

4. Achte auf Warnsignale wie Magenschmerzen, schwarzen Stuhl oder Brustschmerzen und suche bei deren Auftreten sofort ärztliche Hilfe.

5. Bevorzuge bei leichteren Beschwerden wenn möglich äußerliche Anwendungen wie Gels oder Salben.

Die bequeme Verfügbarkeit von Diclofenac als rezeptfreies Medikament sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um ein hochwirksames Arzneimittel mit erheblichen Risiken handelt. Ein verantwortungsvoller Umgang und regelmäßige Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal sind unerlässlich, um die Vorteile der Schmerzlinderung zu nutzen, ohne unnötige Gesundheitsrisiken einzugehen.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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