Wirtschaft & Politik

Flixtrain greift die Deutsche Bahn an: 65 neue Schnellzüge für den Fernverkehr

today27.05.2025 7

Hintergrund
share close

Der Kampf um die Schiene wird intensiver: Flixtrain hat heute eine Grossbestellung von bis zu 65 neuen Hochgeschwindigkeitszuegen beim spanischen Hersteller Talgo bekannt gegeben. Mit einer Investition von bis zu 2,4 Milliarden Euro will der Muenchner Reiseanbieter sein Angebot im Schienenfernverkehr massiv ausbauen und der Deutschen Bahn ernsthaft Konkurrenz machen. Die neuen Zuege sollen Geschwindigkeiten von bis zu 230 km/h erreichen und sind mit barrierefreien Einstiegen ausgestattet – ein klares Signal an den Markt, dass Flixtrain seine Position als Alternative zur Deutschen Bahn deutlich staerken will.

Eine neue Aera des Zugreisens in Deutschland und Europa

Flixtrain greift die Deutsche Bahn an: 65 neue Schnellzüge für den Fernverkehr

Die Ankuendigung von Flixtrain markiert einen Wendepunkt im deutschen Fernverkehr. Von den insgesamt 65 bestellten Zuegen sind bereits 30 fest geordert, waehrend fuer weitere 35 Zuege eine Kaufoption besteht. Die Lokomotiven werden vom deutschen Technologiekonzern Siemens Mobility geliefert und gehoeren zur Vectron-Baureihe. Das Auftragsvolumen fuer die ersten 30 Zuege belaeuft sich auf rund eine Milliarde Euro, inklusive Wartung.

André Schwämmlein, Flix-Chef und Co-Gruender, erklaert die Strategie hinter der Grossinvestition: „Wir wollen nicht nur unseren Marktanteil erhoehen, sondern auch den Markt selbst deutlich vergroessern. Mit dem starken Ausbau unserer Zugflotte starten wir eine neue Aera des Zugreisens in Deutschland und Europa.“

Von 13 auf fast 80 Zuege: Eine Verfuenffachung der Flotte

Aktuell betreibt Flixtrain lediglich 13 Regionalzuege, die in Kooperation mit Partnerunternehmen etwa 50 deutsche Städte anfahren. Mit den neuen Schnellzuegen wuerde sich die Flotte des Unternehmens nahezu verfuenffachen. Bisher konzentriert sich der Anbieter auf stark nachgefragte Hauptstrecken wie Berlin-Rheinland, Hamburg, Frankfurt und Baden-Wuerttemberg – allerdings ohne festen Taktfahrplan, wie ihn die Deutsche Bahn mit ihren rund 400 ICE-Zuegen bietet.

Schwämmlein betont den langfristigen Charakter der Investition: „Wir verfolgen mit Flixtrain eine langfristige Strategie und werden unser Angebot in den kommenden Jahren deutlich vergroessern.“ Das Unternehmen strebt an, kuenftig bis zu 650 Ziele zu erreichen und zu einem „europaeischen Produkt“ zu werden, mit verstärktem Fokus auf grenzueberschreitende Verbindungen.

Politische Unterstuetzung und Branchenreaktionen

Die Expansion von Flixtrain findet auch in der Politik Anklang. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) begruesst das Engagement: „Dass ein deutsches Tech-Unternehmen in dieser Groessenordnung investiert, ist ein starkes Signal fuer den Schienenmarkt.“

Dirk Flege, Geschaeftsfuehrer des Interessenverbands Allianz pro Schiene, sieht besonders im internationalen Bereich grosse Chancen: „Im grenzueberschreitenden Schienenverkehr gibt es ein riesiges Potenzial.“ Dies koennte nicht nur fuer mehr Wettbewerb sorgen, sondern auch das europaeische Bahnnetz insgesamt staerken.

Die Deutsche Bahn reagiert gelassen auf die Ankuendigung ihres Konkurrenten. Ein Unternehmenssprecher erklaerte: „Wettbewerb unter Eisenbahnverkehrsunternehmen belebt das Geschaeft. Von daher begruessen wir den Wettbewerb mit anderen Fernverkehrsanbietern wie Flix und stellen uns diesem.“

Chancen und Risiken der Expansion

Verkehrsforscher Christian Boettger von der Hochschule fuer Technik und Wirtschaft Berlin sieht in der Expansion von Flixtrain auch Vorteile fuer Fahrgaeste. „Flixtrain ist variabler und kann mehr Nischen ausprobieren“, erklaert er. Dies koennte zu neuen Routen fuehren, beispielsweise ueber Stadtrandbahnhofe oder alternative Streckenfuehrungen, die von der Deutschen Bahn nicht bedient werden.

Allerdings birgt die massive Investition auch Risiken. Die Rahmenbedingungen im deutschen Fernverkehr sind komplex, insbesondere angesichts der Ueberlastung des Schienennetzes, die sich in Verspaetungen und Ausfaellen niederhaelt. „Das ist schon ein einigermaessig riskanter Schritt, da die Rahmenbedingungen komplett unklar sind“, warnt Boettger. Zusaetzlich koennten steigende Trassenpreise eine zusaetzliche Herausforderung darstellen.

Wann genau die neuen Zuege auf deutschen Schienen rollen werden, ist noch offen. Die Produktion und Auslieferung der bestellten Fahrzeuge wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Fuer dich als Bahnreisenden bedeutet die Expansion von Flixtrain jedoch perspektivisch mehr Auswahl, potenziell guenstigere Preise durch verstaerkten Wettbewerb und moeglicherweise neue Verbindungen auch ins europaeische Ausland.

Allianz pro Schiene

Geschrieben von: RadioMonster.FM

Rate it

AD
AD