Musik

Renaissance-Klänge neu entdeckt: Der RIAS Kammerchor zelebriert Tomás Luis de Victoria

today26.05.2025 5

Hintergrund
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Die Musik der Renaissance zählt zu den beeindruckendsten Klangwelten, die unsere Kulturgeschichte hervorgebracht hat. Mit ihrem neuen Album „Stella maris“ präsentiert der RIAS Kammerchor unter der Leitung von Justin Doyle jetzt ein Meisterwerk dieser Epoche: Tomás Luis de Victorias „Missa Ave maris stella“, eine faszinierende Hommage an die Marienverehrung, die durch ihre klare Struktur und komplexe Polyphonie gleichermaßen besticht.

Zwischen Schlichtheit und polyphoner Meisterschaft

Renaissance-Klänge neu entdeckt: Der RIAS Kammerchor zelebriert Tomás Luis de Victoria
CarlosVdeHabsburgo, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Tomás Luis de Victoria, oft als „spanischer Palestrina“ bezeichnet, schuf als Priester ausschließlich geistliche Musik. Seine Kompositionen folgten den Vorgaben des Konzils von Trient, das eine klare und verständliche Kirchenmusik forderte. In der „Missa Ave maris stella“, die der Gottesmutter Maria gewidmet ist, zeigt sich seine besondere Gabe, Einfachheit mit komplexer Mehrstimmigkeit zu verbinden.

Die Interpretation des RIAS Kammerchors unter Justin Doyle, die im April 2025 veröffentlicht wurde, bringt diese Qualitäten besonders eindrucksvoll zur Geltung. Neben Victorias Hauptwerk umfasst das etwa 43-minütige Album auch exquisite Motetten des Komponisten sowie Stücke seines spanischen Zeitgenossen Francisco Guerrero, dem gefeierten Meister aus Sevilla.

Universelle Schönheit jenseits religiöser Grenzen

„Man braucht für das alles übrigens nicht religiös zu sein“, betont Tim Caspar Boehme, Kulturredakteur der taz. Die Musik dieser Epoche spricht Menschen unabhängig von ihrem Glauben an – ihre Schönheit ist universell verständlich. Interessanterweise lassen sich sogar Parallelen zu zeitgenössischen Musikformen wie Ambient ziehen, die ebenfalls auf Langsamkeit und das Eintauchen in Klanglandschaften setzen.

Höhepunkte des Albums

Besonders beeindruckend sind einzelne Stücke wie das „Sanctus“ und „Benedictus“ aus der „Missa Ave Maris Stella“, die in ihrer Kürze von etwa zwei Minuten eine erstaunliche emotionale Tiefe entwickeln. Auch Victorias viereinhalbminütiges „Agnus dei“ und sein „Ave Maria“ gehören zu den Höhepunkten der Aufnahme.

Ergänzt wird das Programm durch Guerreros „O sacrum convivium“, das kontrapunktische Raffinesse mit berührender Ausdruckskraft verbindet. Diese Kombination verschiedener Werke der Renaissance-Ära macht „Stella maris“ zu einem facettenreichen Hörerlebnis.

Renaissance-Musik als Naturerlebnis

Die Musik de Victorias wird oft mit den schönsten Klängen der Natur verglichen – Vogelstimmen, dem Rauschen des Meeres oder dem sanften Flüstern des Windes. In der Interpretation des RIAS Kammerchors entfaltet sich diese natürliche Qualität in voller Pracht.

„Die Musik der Renaissance zählt zum Besten, was man auf der Erde hören kann“, fasst Boehme treffend zusammen. Mit „Stella maris“ liegt nun eine Aufnahme vor, die diese Aussage eindrucksvoll belegt und die zeitlose Schönheit der Renaissancemusik für ein heutiges Publikum erfahrbar macht.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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