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Der amerikanische Jazzpianist Keith Jarrett feiert heute seinen 80. Geburtstag – zeitgleich mit dem 50-jährigen Jubiläum seines legendaren „The Köln Concert“. Was als beinahe abgesagter Auftritt an einem verstimmten Flügel begann, entwickelte sich zum meistverkauften Solo-Jazzalbum aller Zeiten und prägt bis heute Generationen von Musikern. Die Geschichte dieses außergewöhnlichen Konzerts zeigt eindrucksvoll, wie aus widrigen Umständen zeitlose Kunst entstehen kann.
Die Umstände vor dem berühmten Auftritt in der Kölner Oper am 24. Januar 1975 hätten kaum ungünstiger sein können. Jarrett war erschöpft von einer anstrengenden Tournee, hatte kaum geschlafen und litt unter Rückenschmerzen. Als er dann den für ihn bereitgestellten Flügel entdeckte, wollte er das Konzert spontan absagen.
Der damals für das Konzert verantwortliche Veranstalter erinnert sich: „Das vorgesehene Instrument war nicht rechtzeitig angekommen. Stattdessen stand nur ein kleiner Bösendorfer-Flügel zur Verfügung – verstimmt, mit klemmendem Pedal und schwachen Bässen.“ Die 17-jährige Konzertorganisatorin Vera Brandes flehte Jarrett an, dennoch zu spielen – das Konzert war ausverkauft, und viele Fans hatten eine weite Anreise auf sich genommen.
Was folgte, wurde Musikgeschichte. Jarrett passte sein Spiel an das fehlerhafte Instrument an, vermied die schwachen Bässe, wiederholte Motive im Mittelregister und schuf so einen völlig neuen, hypnotischen Stil. „Kein Plan, nur Gefühl“, wie Schott Music, der Verlag, der heute die offizielle Transkription des Konzerts anbietet, in seinem Jubiläumspost schreibt.
Die Aufnahme des Konzerts erschien 1975 beim deutschen Label ECM Records und entwickelte sich zu einem kulturellen Phänomen. Mit über 3,5 Millionen verkauften Exemplaren wurde es nicht nur das erfolgreichste Solo-Jazzalbum aller Zeiten, sondern erreichte auch Menschen weit jenseits der traditionellen Jazzszene.
Der Jazzkritiker Ted Gioia beschreibt die besondere Wirkung: „The Köln Concert hat etwas, das weit über technische Virtuosität hinausgeht. Es berührt Menschen, die sonst wenig mit Jazz anfangen können. Das liegt an der emotionalen Direktheit und der fast meditativen Qualität dieser Improvisation.“
Die Bedeutung dieses Werks spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass es eines der wenigen Jazzalben ist, dessen Noten vollständig transkribiert und veröffentlicht wurden – obwohl Jarrett selbst zunächst dagegen war. Er befürchtete, dass Pianisten versuchen würden, sein improvisiertes Werk mechanisch nachzuspielen, anstatt den Geist der Improvisation zu verstehen.
Keith Jarrett, geboren am 8. Mai 1945 in Allentown, Pennsylvania, gilt als einer der einflussreichsten Pianisten und Improvisatoren unserer Zeit. Sein Schaffen erstreckt sich über Jazz, Klassik und freie Improvisation. Bevor er seine Solokarriere begann, spielte er in den Bands von Miles Davis und Charles Lloyd.
Seine Karriere umfasst über 100 Alben, darunter Solo-Konzertaufnahmen, klassische Interpretationen und Aufnahmen mit seinem langjährigen Trio mit Gary Peacock und Jack DeJohnette. Seit 2018 ist Jarrett nach zwei schweren Schlaganfällen nicht mehr in der Lage, öffentlich aufzutreten oder Klavier zu spielen – ein schmerzlicher Verlust für die Musikwelt.
John Diliberto vom Echoes Podcast würdigt Jarretts Bedeutung: „Keith Jarrett ist eine wahre Ikone der modernen Musik. Seine Serie von Solo-Klavierimprovisationen haben seinen Ruf als Meister der freien Improvisation begründet. Auch wenn er kaum noch spielen kann, bleibt seine Musik unsterblich.“
Zum runden Geburtstag hat ECM Records eine neue Single aus Jarretts letzter Konzerttour veröffentlicht. Das Album „New Vienna“ erscheint am 30. Mai 2025 und wird von Kritikern bereits als bedeutendes Ereignis gefeiert.
„Die neue Single ist eine zehnminütige Reverie voller Sehnsucht – man spürt förmlich das langsame Entdecken neuer musikalischer Wege“, schreibt die amerikanische Radiostation WRTI.org. Die Veröffentlichung neuer Aufnahmen ist besonders wertvoll, da Jarrett selbst keine neuen Werke mehr schaffen kann.
Fünfzig Jahre nach seiner Entstehung inspiriert „The Köln Concert“ weiterhin Musiker aller Genres. Seine Einflüsse finden sich in der Arbeit von Künstlern wie Nils Frahm, Ólafur Arnalds und vielen anderen, die zwischen Komposition und Improvisation arbeiten.
Die Redaktion von Presto Music fasst zusammen: „Kaum ein Musiker kann sich mit dem Talent oder Output eines Keith Jarrett messen. ‚The Köln Concert‘ gilt bis heute als das meistverkaufte Klavieralbum aller Zeiten – trotz widriger Umstände vor dem Konzert bleibt es ein absolutes Meisterwerk.“
Heute, an seinem 80. Geburtstag, erinnern wir uns nicht nur an Keith Jarretts außergewöhnliches Talent, sondern auch an die Lektion, die das Köln Concert uns lehrt: Manchmal entstehen unter den schwierigsten Bedingungen die größten Kunstwerke – wenn man bereit ist, sich auf den Moment einzulassen und kreative Lösungen für unerwartete Probleme zu finden.
Geschrieben von: RadioMonster.FM
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