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Alkohol im Alltag: Die unterschätzte Gefahr nach dem Tod von Naddel

today13.05.2025 40

Hintergrund
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Der Tod von Nadja ‚Naddel‘ Abd el Farrag im Alter von 60 Jahren hat in Deutschland eine Welle der Betroffenheit ausgelöst. Die bekannte Entertainerin starb vor wenigen Tagen an Organversagen, vermutlich als Folge einer Leberzirrhose. Ihr langjähriger Kampf gegen den Alkohol und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme rücken nun die Frage in den Fokus: Wie gefährlich ist eigentlich der tägliche Alkoholkonsum, den viele als harmlose Gewohnheit abtun?

Die schleichende Gefahr im Glas

Alkohol im Alltag: Die unterschätzte Gefahr nach dem Tod von Naddel

Während viele Menschen ein Glas Wein zum Abendessen oder das Feierabendbier als harmlose Entspannung betrachten, zeigt Naddels tragisches Schicksal die potenziell verheerenden Folgen regelmäßigen Alkoholkonsums. Die ehemalige Partnerin von Dieter Bohlen hatte in ihrer 2018 veröffentlichten Biografie „Achterbahn“ offen über ihre Leberzirrhose gesprochen. „Ich nahm den Rat des Arztes nur halbherzig an… Aber anscheinend war selbst das noch zu viel für meine gestresste Leber“, schrieb sie damals. Bereits 2015 hatte sie gegenüber der „Bild“-Zeitung eingestanden: „Ich bin Alkoholikerin und krank. Das ist ein Problem, das ich ändern muss.“

Andreas Ellermann, ein enger Freund von Naddel, beschrieb ihren letzten Lebensabschnitt als „lang und schwierig“. Er erklärte gegenüber t-online: „Ihre Erkrankung und ihre Süchte haben sich einfach nicht vereinbaren lassen.“ Diese Aussage verdeutlicht den Teufelskreis, in dem sich viele Betroffene befinden.

Wie Alkohol den Körper schädigt

Ethanol, der Wirkstoff in alkoholischen Getränken, wird hauptsächlich über die Dünndarmschleimhaut in den Blutkreislauf aufgenommen. Nach wenigen Minuten erreicht er das Gehirn und verteilt sich innerhalb von 30 bis 75 Minuten im gesamten Körper. Dort entfaltet er seine zunächst angenehm erscheinende, aber langfristig zerstörerische Wirkung.

Im Gehirn beeinflusst Alkohol die Botenstoffe und setzt Hormone wie Dopamin frei, was zu Entspannung und Euphorie führt. Gleichzeitig stört er jedoch die Kommunikation zwischen den Nerven, was zu Wahrnehmungsstörungen führt. Mit steigendem Konsum können Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit und im Extremfall Bewusstlosigkeit auftreten.

Die Leber im Fokus

Besonders drastisch sind die Auswirkungen auf die Leber, die für den Abbau des Alkohols zuständig ist. Bei regelmäßigem Konsum durchläuft dieses lebenswichtige Organ verschiedene Schädigungsstadien:

1. Zunächst entwickelt sich eine Fettleber, die bei Abstinenz noch vollständig reversibel ist.

2. Im nächsten Stadium entsteht eine Leberentzündung (Hepatitis), die bereits erste irreversible Schäden verursacht.

3. Schlließlich bildet sich eine Leberzirrhose, bei der gesundes Lebergewebe durch funktionsloses Narbengewebe ersetzt wird – ein Prozess, der nicht rückgängig gemacht werden kann.

Was viele nicht wissen: Die Leber ist ein stilles Organ, das kaum Schmerzsignale sendet. Daher bleiben Leberschäden oft lange unbemerkt, bis es zu spät ist. Die ersten Symptome einer Leberzirrhose wie häufige Müdigkeit, Blähungen, Öbelkeit oder Schmerzen im Oberbauch werden oft fehlgedeutet oder ignoriert.

Wann wird Alkoholkonsum gefährlich?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine klare Position: Es gibt keinen gesundheitlich unbedenklichen Alkoholkonsum. Dr. Carina Ferreira-Borges von der WHO stellt fest: „Egal, wie viel man trinkt – das Risiko für die Gesundheit beginnt schon beim ersten Tropfen jedes alkoholischen Getränks.“

Besonders problematisch ist der in Deutschland weit verbreitete „Pegelkonsum“ – die tägliche, regelmäßige Zufuhr alkoholischer Getränke. Naddel selbst bezeichnete sich als „Pegeltrinkerin“. Diese Form des Konsums führt schleichend zu einer Toleranzentwicklung, bei der immer größere Mengen nötig werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Als besonders riskant gilt für Männer ein täglicher Konsum von mehr als 24 Gramm reinem Alkohol (etwa zwei Standardgläser Wein oder Bier), für Frauen liegt die Grenze bereits bei 12 Gramm. Doch selbst unterhalb dieser Werte besteht ein erhöhtes Risiko für verschiedene Erkrankungen.

Mehr als nur die Leber betroffen

Obwohl die Leberzirrhose oft im Mittelpunkt der Diskussion steht, schädigt regelmäßiger Alkoholkonsum nahezu jeden Teil des Körpers:

– Das Gehirn: Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen bis hin zur Demenz

– Das Herz-Kreislauf-System: Bluthochdruck, erhöhtes Schlaganfallrisiko

– Krebserkrankungen: Alkohol ist laut Internationalem Krebsforschungszentrum krebserregend und verantwortlich für mindestens sieben Krebsarten, darunter Brust- und Darmkrebs

– Der Magen-Darm-Trakt: Erhöhtes Risiko für Pankreatitis und Gastritis

– Das Immunsystem: Erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten

– Die Psyche: Entwicklung von Angstzuständen und Depressionen

Darüber hinaus können sexuelle Funktionsstörungen, Übergewicht und soziale Probleme auftreten.

Der schmale Grat zur Abhängigkeit

Was als gelegentlicher Genuss beginnt, kann sich schleichend zur Abhängigkeit entwickeln. Nadja Abd el Farrag berichtete, dass ihre Sucht bereits während ihrer Beziehung mit Dieter Bohlen begann, als sie heimlich Sekt konsumierte. Nach der Trennung nahm ihr Alkoholkonsum aufgrund von Einsamkeit und Gewohnheit zu.

Typische Anzeichen einer beginnenden Alkoholabhängigkeit sind:

– Das starke Verlangen, Alkohol zu konsumieren

– Kontrollverlust über Menge und Zeitpunkt des Konsums

– Entzugserscheinungen wie Zittern, Unruhe oder Schlafstörungen

– Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums

– Fortsetzung des Konsums trotz erkennbarer schädlicher Folgen

Erschreckend ist, dass in Deutschland laut Statistik etwa 1,6 Millionen Menschen als alkoholabhängig gelten – und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

Was kannst du tun?

Der Fall von Naddel zeigt eindrücklich, dass Alkoholprobleme jeden treffen können und dass der Weg aus der Abhängigkeit schwierig ist. Doch je früher die Problematik erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Wenn du dir Sorgen um deinen eigenen Alkoholkonsum machst, kannst du folgende Schritte unternehmen:

1. Führe ein Trinktagebuch, um dein Konsummuster ehrlich zu reflektieren

2. Lege regelmäßige alkoholfreie Tage ein und beobachte, wie schwer dir das fällt

3. Suche das Gespräch mit deinem Hausarzt – er kann deine Leberwerte überprüfen und bei Bedarf weitere Schritte einleiten

4. Nutze Beratungsangebote wie die Telefonseelsorge oder lokale Suchtberatungsstellen

5. Beziehe Freunde und Familie ein, um Unterstützung zu erhalten

Der tragische Tod von Nadja Abd el Farrag sollte uns alle daran erinnern, dass Alkohol kein harmloses Genussmittel ist, sondern ein Suchtmittel mit erheblichem Schädigungspotenzial. Ihr Freund Andreas Ellermann bringt es auf den Punkt: „Ihre Erkrankung und ihre Süchte haben sich einfach nicht vereinbaren lassen.“ Eine Erkenntnis, die für viele Menschen mit Alkoholproblemen zu spät kommt – aber für andere vielleicht noch rechtzeitig sein kann.

Alkoholkonsum

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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