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Historischer Wendepunkt: PKK verkündet Auflösung und Ende des bewaffneten Kampfes

today12.05.2025 5

Hintergrund
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Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat ihre Auflösung und das Ende ihres jahrzehntelangen bewaffneten Kampfes gegen den türkischen Staat beschlossen. Nach einem Kongress im Nordirak wurde diese historische Entscheidung durch die prokurdische Nachrichtenagentur ANF und die Nachrichtenagentur Firat verbreitet. Diese Entwicklung könnte einen entscheidenden Wendepunkt im seit über 40 Jahren andauernden Konflikt darstellen, der bislang etwa 45.000 Menschenleben gefordert hat.

Historischer Wendepunkt: PKK verkündet Auflösung und Ende des bewaffneten Kampfes
Eoghan OLionnain, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Der lange Weg zur Auflösung

Die Entscheidung folgt einem Aufruf des seit 26 Jahren inhaftierten PKK-Gründers Abdullah Öcalan, der bereits Ende Februar die PKK zur Niederlegung der Waffen und zur Auflösung aufgefordert hatte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte daraufhin überraschend eine frühe Freilassung Öcalans in Aussicht gestellt, falls dieser die PKK tatsächlich auflöst. Als Reaktion auf Öcalans Aufruf erklärte die PKK zwei Tage später eine Waffenruhe, allerdings unter der Bedingung konkreter Rahmenbedingungen für Friedensgespräche.

Bei einem Treffen mit Ministern und Abgeordneten der regierenden AKP erklärte Erdoğan: „Heute oder morgen wird die PKK ihre Waffen niederlegen und sich selbst auflösen. Danach beginnt ein neuer Prozess, eine neue Ära für uns alle. Die Politik wird dabei eine große Rolle spielen.“ Er betonte zudem: „Alle Hindernisse für eine Lösung des jahrelangen Konflikts zwischen der PKK und der Türkei sind überwunden.“

Geschichte eines bewaffneten Kampfes

Die PKK wurde 1978 von Abdullah Öcalan gegründet und nahm 1984 den bewaffneten Kampf für die Rechte der kurdischen Bevölkerung auf. Die Organisation wird von Ankara sowie westlichen Verbündeten als Terrororganisation eingestuft. Ursprünglich strebte die PKK ein eigenständiges kurdisches Gebiet an, rückte später jedoch von der Forderung nach einem unabhängigen Staat ab. Die letzten Friedensgespräche von 2015 waren gescheitert, woraufhin das türkische Militär verstärkt gegen die PKK vorging.

In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt der PKK-Aktivitäten im Nordirak, wo die Organisation ihr Hauptquartier in den Kandilbergen hat, sowie in Syrien, wo sie erheblichen Einfluss auf die kurdische Bevölkerung ausübt. Das türkische Militär führt regelmäßig Einsätze gegen kurdische Milizen in Syrien und dem Irak durch.

Reaktionen und Aussichten

Ömer Çelik, Sprecher der regierenden AKP, äußerte sich optimistisch über die Selbstauflösung der PKK: „Die Entscheidung der PKK ist ein bedeutender Schritt hin zu einer Türkei ohne Terrorismus.“ Er hob hervor, dass die vollständige Umsetzung dieses Beschlusses sowie die Schließung aller Unterorganisationen einen Wendepunkt darstellen würden.

In einer Erklärung von Öcalan, die nach dem 12. Kongress der PKK über die Firat News Agency verbreitet wurde, heißt es: „Der Kampf der PKK hat die Politik von Verleugnung und Zerstörung gegenüber unserem Volk durchbrochen und das kurdische Thema an einen Punkt gebracht, an dem es demokratisch gelöst werden kann… Der 12. Kongress hat daher beschlossen, die organisatorische Struktur aufzulösen und den bewaffneten Widerstand unter Führung von APO [Abkürzung für Abdullah Öcalan] zu beenden.“

Führende Vertreter prokurdischer Parteien in der Türkei haben Hoffnung geäußert, dass nach dem Ende des bewaffneten Kampfes nun mehr Rechte für Kurden möglich seien – insbesondere im wirtschaftlich benachteiligten Südosten des Landes, wo jahrzehntelange Gewalt Entwicklung verhindert hat.

Beobachter weisen jedoch darauf hin, dass es noch unklar ist, ob alle Gruppierungen innerhalb der PKK der Entscheidung folgen werden. Die praktische Umsetzung der Auflösung und die zukünftigen Schritte bleiben abzuwarten. Zudem gibt es politische Hintergründe: Präsident Erdoğan strebt eine Verfassungsänderung an und möchte erneut kandidieren, wofür er möglicherweise die Stimmen der prokurdischen Partei benötigt.

Die Ankündigung der PKK markiert jedenfalls einen potenziellen Wendepunkt im jahrzehntelangen Konflikt. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob dieser historische Schritt tatsächlich zu einem dauerhaften Frieden in der Region führen wird.

PKK Auflösung

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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