Musik

John Legend über Kanye West: „Es ist schockierend zu sehen, wo er jetzt ist“

today12.05.2025 2

Hintergrund
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Die einstige Freundschaft zwischen zwei der erfolgreichsten Künstler der Musikindustrie ist zerbrochen. John Legend, der seine Karriere einst bei Kanye Wests Label GOOD Music begann, findet nun deutliche Worte für die Entwicklung seines ehemaligen Mentors. In einem kürzlich erschienenen Interview mit der Sunday Times bezeichnet Legend die Wandlung von Kanye West als „traurig“ und „schockierend“ – besonders angesichts der antisemitischen Äußerungen und rassistischen Tiraden, die West in den letzten Jahren von sich gab.

Von Freunden zu Fremden: Die Geschichte von Legend und West

John Legend über Kanye West:
The White House, Public domain, via Wikimedia Commons

John Legend und Kanye West verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Mitte der 2000er-Jahre unterschrieb Legend bei Wests Label GOOD Music, nachdem er zuvor – wie er selbst berichtet – von allen anderen Labels abgelehnt worden war. Diese Chance markierte den Beginn seiner erfolgreichen Karriere. Die Verbindung der beiden Künstler ging weit über das Geschäftliche hinaus: 2014 trat Legend sogar auf der Hochzeit von West und Kim Kardashian auf.

In seinem Interview mit der Sunday Times erinnert sich Legend an die frühen Tage ihrer Zusammenarbeit: „Er hatte so viel Optimismus, so viel Kreativität. Er hatte große Träume für sich selbst und alle um ihn herum.“ Umso erschütternder sei für ihn die heutige Situation: „Es ist traurig, manchmal schockierend, zu sehen, wo er jetzt ist.“

Der Wendepunkt in Wests Leben

Für Legend gibt es einen klaren Wendepunkt in Wests Leben: den Tod seiner Mutter Donda West im Jahr 2007. „Sein Absturz begann damals und scheint sich in letzter Zeit beschleunigt zu haben“, erklärt Legend. Die Trauer um seine Mutter, die West sehr nahestand, habe etwas in ihm verändert.

„Ich habe keine Spur von dem gesehen, was wir jetzt sehen – seine Besessenheit mit Antisemitismus, Anti-Schwarzsein – und es ist traurig, seine Entwicklung zu beobachten“, sagt Legend in dem Interview. Diese Aussage verdeutlicht die Kluft, die sich zwischen den einstigen Freunden aufgetan hat.

Politische Differenzen als Anfang vom Ende

Bereits 2020 hatte Legend in einem anderen Interview mit der Sunday Times erwähnt, dass ihre Freundschaft gelitten habe, nachdem West öffentlich für Donald Trump Stellung bezogen hatte. Die politischen Differenzen waren offenbar der Beginn einer Entfremdung, die sich in den folgenden Jahren noch verstärken sollte.

Legend betonte damals, dass ihre Differenzen nichts mit Politik zu tun hätten, sondern sie sich in verschiedenen Lebensphasen befürden. Heute scheint diese Erklärung angesichts von Wests zunehmend extremen Aussagen nicht mehr ausreichend.

Reaktionen aus der Musikbranche

Während Legend sich offen kritisch äußer, bleibt die Musikindustrie insgesamt auffällig still zu Wests kontroversen Aussagen. Ein Nutzer kommentierte treffend: „Wird irgendjemand in der Musikindustrie sein Verhalten verurteilen oder wird es ignoriert, weil ‚er geisteskrank ist‘?“

Andere Künstler, die bei GOOD Music unter Vertrag standen oder stehen, beschreiben die Zusammenarbeit mit West als „Achterbahnfahrt, die keiner vorhersagen kann“. Sie berichten von einer Mischung aus kreativer Freiheit und teilweise harschen Arbeitsbedingungen.

Die persönliche Enttäuschung

Besonders bemerkenswert an Legends Aussagen ist die persönliche Enttäuschung, die durchscheint. „Er war jemand, der an mich geglaubt hat, als andere es nicht taten“, erinnert sich Legend. Die Dankbarkeit für diese frühe Unterstützung macht die heutige Situation umso schmerzlicher für ihn.

Legend ist einer der wenigen Künstler aus Wests engerem Umfeld, der sich so deutlich positioniert. Seine Worte haben daher besonderes Gewicht und zeigen, wie tief der Fall des einst gefeierten Musikers auch jene trifft, die ihm nahestanden.

Das Verhältnis der beiden Musiker steht beispielhaft für die Frage, wie man mit Künstlern umgehen sollte, deren Verhalten und Aussagen problematisch werden. Für Legend scheint die Antwort klar: Er distanziert sich deutlich, ohne die gemeinsame Geschichte zu leugnen oder Wests frühere Verdienste zu schmälern.

Spiegel

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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