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Deutscher Filmpreis 2025: „September 5“ räumt neun Lolas ab – Filmbranche feiert historischen Triumph

today10.05.2025 2

Hintergrund
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Der Deutsche Filmpreis 2025 hat einen klaren Sieger: Mit neun Auszeichnungen dominierte Tim Fehlbaums Thriller „September 5“ die 75. Verleihung der begehrten Lolas. Der Film über das Olympia-Attentat von 1972 erhielt unter anderem die Goldene Lola für den Besten Spielfilm sowie weitere Auszeichnungen in den Kategorien Regie, Drehbuch, Schnitt, Kamera und Beste Nebendarstellerin. Der Erfolg des Films markiert einen der größten Triumphe in der Geschichte des Deutschen Filmpreises und unterstreicht die gesellschaftliche Relevanz des Themas auch mehr als 50 Jahre nach den tragischen Ereignissen.

Historischer Erfolg für „September 5“

Deutscher Filmpreis 2025:
Jennifer 8. Lee, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Mit zehn Nominierungen startete „September 5“ als Favorit in den Abend – und die Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Der Film, der das Olympia-Attentat aus der Perspektive eines amerikanischen Fernsehteams erzählt, überzeugte die Jury in nahezu allen entscheidenden Kategorien. Regisseur Tim Fehlbaum nutzte seine Dankesrede, um die kritische Dimension seines Werks zu betonen: „Uns war wichtig, die Rolle der Medien kritisch zu hinterfragen. Unabhängige Medien sind in Zeiten von Fake News essenziell für unsere Demokratie.“

Der Thriller thematisiert nicht nur das historische Ereignis selbst, sondern reflektiert auch Fragen der Medienethik, politischer Ohnmacht und globaler Aufmerksamkeitsökonomie während einer Krise. Besonders die schauspielerischen Leistungen wurden von der Jury hervorgehoben, darunter Leonie Benesch, die für ihre Nebenrolle ausgezeichnet wurde.

Internationale Filme im Rampenlicht

Die Silberne Lola ging an Mohammad Rasoulofs Drama „Die Saat des heiligen Feigenbaums“, das die Repression im Iran thematisiert. Der im Exil lebende Regisseur nutzte seine Dankesrede für eine bewegende politische Botschaft: „Dieser Preis gehört allen mutigen Menschen, die in meiner Heimat für Freiheit kämpfen.“ Misagh Zare wurde für seine Hauptrolle in diesem Film ausgezeichnet.

Den dritten Platz mit der Bronzenen Lola sicherte sich Andreas Dresens „In Liebe, Eure Hilde“, ein biografisches Drama über die NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi. Liv Lisa Fries wurde für ihre eindringliche Darstellung der Protagonistin mit dem Preis für die Beste Hauptdarstellerin geehrt.

Emotionales Gedenken überschatet Feierlichkeiten

Ein bewegender Moment der Gala war das Gedenken an die Holocaust-überlebende Margot Friedländer, die am Tag der Verleihung im Alter von 103 Jahren verstorben war. Pianist Igor Levit würdigte sie unter Tränen, und das Publikum hielt eine Schweigeminute ab. „Ihre Botschaft der Menschlichkeit wird uns immer begleiten“, so Levit sichtlich bewegt.

Dokumentarfilm und besucherstärkste Produktion

Die Lola für den besten Dokumentarfilm ging an „Petra Kelly – Act Now!“, der das Leben und Wirken der Grünen-Mitbegründerin porträtiert. Regisseurin Birgit Schulz betonte in ihrer Dankesrede die Aktualität von Kellys politischen Visionen: „Ihre ökologischen und friedenspolitischen Ideen sind heute relevanter denn je.“

Als besucherstärkster Film wurde „Die Schule der magischen Tiere Teil 3“ von Regisseur Sven Unterwaldt ausgezeichnet. Die erfolgreiche Kinderreihe lockte im vergangenen Jahr über zwei Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos.

Strukturwandel in der Filmförderung

Eine bedeutende Neuerung markierte die diesjährige Preisverleihung: Erstmals wurden die Lolas ohne direkte Preisgelder vergeben. Stattdessen fließen rund drei Millionen Euro in die künstlerische Filmförderung des Bundes. Diese Entscheidung wird als symbolischer Umbruch in der deutschen Filmlandschaft verstanden, der die Chancen für zukünftige Projekte verbessern soll.

Der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung des Wandels: „Wir wollen mehr Diversität und Innovation ermöglichen. Die Förderung soll dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt wird – bei mutigen, zukunftsweisenden Projekten.“

Die Veranstaltung im Berliner Berlinale-Palast zog rund 1.700 Gäste an und wurde von Schauspieler Christian Friedel moderiert, der mit seiner Band „Woods of Birnam“ auch für musikalische Highlights sorgte. In seiner Moderation betonte er die Kraft des Films, gesellschaftliche Diskurse anzustoßen: „Filme wie ‚September 5‘ zeigen, dass deutsches Kino international relevant und mutig sein kann.“

Dascha Dauenhauer, die für ihre Arbeit am Film „Islands“ den Preis für die beste Filmmusik erhielt, nutzte ihre Dankesrede für ein Statement zur Gleichberechtigung: „Ich freue mich wahnsinnig über diese Wertschätzung. Vor allem für Frauen sind Wege der Sichtbarkeit immer noch sehr viel länger und mit noch härterer Arbeit verbunden.“

Mit dem triumphalen Erfolg von „September 5“ und der strukturellen Neuausrichtung der Filmförderung markiert der 75. Deutsche Filmpreis einen Wendepunkt für die heimische Filmindustrie. Die Auszeichnungen unterstreichen die zunehmende thematische Vielfalt und internationale Relevanz des deutschen Films, während die Branche gleichzeitig vor der Herausforderung steht, sich in einem sich rasch verändernden Medienumfeld neu zu positionieren.

Deutscher Filmpreis

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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