Weltgeschehen

Wachsam bleiben: RKI warnt vor Diphtherie-Ausbruch in Deutschland

today08.05.2025 17

Hintergrund
share close

Das Robert Koch-Institut (RKI) schlägt Alarm: Genomsequenzanalysen deuten auf einen deutschlandweiten Ausbruch von Diphtherie hin. Besonders besorgniserregend ist dabei der bakterielle Erreger Corynebacterium diphtheriae vom Sequenztyp ST574, der seit Herbst 2022 in Deutschland zirkuliert. Bis Ende April 2025 wurden bereits 126 Fälle registriert, wobei vor allem vulnerable Gruppen betroffen sind: geflüchtete Menschen, Wohnungslose, Drogenkonsumenten, Ungeimpfte sowie ältere und vorerkrankte Personen. Beunruhigend ist zudem der Anstieg schwerer und teils tödlicher respiratorischer Verläufe, die nun auch vermehrt innerhalb Deutschlands auftreten.

Die aktuelle Ausbruchssituation

Wachsam bleiben: RKI warnt vor Diphtherie-Ausbruch in Deutschland

Der vom RKI identifizierte Sequenztyp ST574 wurde erstmals im Herbst 2022 bei Geflüchteten nachgewiesen. Seitdem verzeichnen die Gesundheitsbehörden eine kontinuierliche Verbreitung: 55 Fälle im Jahr 2022, 49 in 2023, 18 in 2024 und mindestens vier seit Jahresbeginn 2025. Während anfangs hauptsächlich Geflüchtete betroffen waren, haben sich mittlerweile zwei deutliche Subcluster gebildet, in denen überwiegend einheimische Personen infiziert sind.

Besonders betroffen sind zwei Regionen: Frankfurt am Main mit einer Häufung von Hautdiphtherie-Fällen, vorwiegend unter wohnungslosen Menschen, sowie Berlin und weitere Bundesländer, wo ebenfalls vulnerable Gruppen vermehrt erkranken. Das RKI stellt zudem genetische Verbindungen zu Fällen in Nachbarländern fest, was auf eine mögliche grenzüberschreitende Ausbreitung hindeutet.

„Besondere Beachtung sollte der Lebensrealität der Betroffenen geschenkt werden – dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Drogen- und Wohnungslosenhilfe sowie Unterkünften für Geflüchtete“, betont das RKI im aktuellen Epidemiologischen Bulletin.

Was ist Diphtherie und wie wird sie übertragen?

Diphtherie ist eine hochansteckende bakterielle Infektion, die früher als „Würgeengel der Kinder“ gefürchtet war. Ende des 19. Jahrhunderts führte sie zu über 50.000 Todesfällen, bevor 1913 die Impfung eingeführt wurde und die Fallzahlen drastisch sanken.

Die Krankheit kann in zwei Hauptformen auftreten: Als Hautdiphtherie mit Wunden auf der Haut oder als gefährlichere Rachendiphtherie mit Entzündungen des Nasen-Rachen-Raums. Typische Symptome sind anfangs Fieber, Abgeschlagenheit, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Bei der Rachendiphtherie bilden sich charakteristische grau-weiße Beläge auf den Mandeln. Unbehandelt kann die Erkrankung zu schweren Komplikationen wie Atemnot, Herz- und Nervenschäden führen.

Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen. Bei der Hautdiphtherie kann das Bakterium auch durch direkten Kontakt mit infizierten Wunden weitergegeben werden.

Impfschutz ist entscheidend

Dass Diphtherie in Deutschland selten auftritt, ist vor allem der weitgehenden Immunisierung der Bevölkerung zu verdanken. Da der Impfschutz jedoch mit der Zeit nachlässt, sind regelmäßige Auffrischungen unerlässlich.

Für Kinder empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Grundimmunisierung mit drei Impfungen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten, gefolgt von Auffrischungen im Alter von 5-6 Jahren und 9-16 Jahren. Erwachsene sollten alle 10 Jahre eine Auffrischungsimpfung erhalten, die in der Regel mit dem Tetanus-Schutz kombiniert wird.

Solltest du unsicher sein, ob dein Impfschutz noch ausreichend ist, empfiehlt sich ein Blick in deinen Impfpass oder eine Beratung bei deinem Hausarzt. Besonders vor Reisen in Regionen, in denen Diphtherie endemisch ist, solltest du deinen Impfstatus überprüfen lassen.

Das RKI unterstreicht die Dringlichkeit: „Bei bestätigten Diphtheriefällen sollen umfassende Maßnahmen ergriffen werden, einschließlich der Ermittlung enger Kontaktpersonen.“ Auch für bereits Erkrankte ist die Impfung wichtig, da eine durchgemachte Infektion nicht zwangsläufig zu einer lebenslangen Immunität führt.

Erhöhte Wachsamkeit im Gesundheitssystem

Das RKI fordert medizinisches Personal, Labore und den öffentlichen Gesundheitsdienst eindringlich zur erhöhten Aufmerksamkeit auf. Bei Verdachtsfällen sollten gezielt Abstriche genommen und PCR-Diagnostik auf das Diphtherie-Toxin-Gen angewendet werden.

Für medizinisches Personal stellt das Institut spezifische Empfehlungen zum Ausbruchsmanagement in Gemeinschaftsunterkünften und zum Infektionsschutz bei Wohnungslosigkeit zur Verfügung. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines zielgruppenspezifischen Ansatzes bei der Bekämpfung des Ausbruchs.

„Bei Genomanalysen wurden inzwischen mehrere Isolate aus unterschiedlichen Regionen und Bevölkerungsgruppen identifiziert, die genetisch sehr eng verwandt sind – sodass von einer vermehrten Übertragung innerhalb Deutschlands ausgegangen werden muss“, erklärt Christina Hohmann-Jeddi, Fachjournalistin im Gesundheitsbereich.

Angesichts der aktuellen Entwicklung ist es für alle Bevölkerungsgruppen ratsam, auf ihren Impfstatus zu achten und bei Symptomen, die auf Diphtherie hindeuten könnten, umgehend ärztlichen Rat einzuholen. Nur durch gemeinsame Wachsamkeit kann eine weitere Ausbreitung dieser einst gefürchteten Krankheit verhindert werden.

RKI warnt

Geschrieben von: RadioMonster.FM

Rate it

AD
AD