Wirtschaft & Politik

Stefanie Hubig: Die neue Bundesjustizministerin mit juristischer Expertise und Bildungshintergrund

today05.05.2025 7

Hintergrund
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Die Überraschung war perfekt, als heute bekannt wurde, dass die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig zur neuen Bundesjustizministerin ernannt wird. Die 56-jährige SPD-Politikerin kehrt damit nach ihrer Zeit als Bildungsministerin zu ihren juristischen Wurzeln zurück und bringt eine beeindruckende Kombination aus Fachexpertise und politischer Erfahrung mit nach Berlin.

Von der Richterin zur Spitzenpolitikerin: Hubigs Werdegang

Stefanie Hubig: Die neue Bundesjustizministerin mit juristischer Expertise und Bildungshintergrund
Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 de, via Wikimedia Commons

Stefanie Hubig, geboren Ende 1968 in Frankfurt am Main, startete ihre berufliche Laufbahn nach dem Jurastudium an der Universitaet Regensburg zunaechst als Richterin in Ingolstadt. Mit einer Promotion ueber das deutsche Prozessrecht des 19. Jahrhunderts, die sie mit „magna cum laude“ abschloss, legte sie frueh den Grundstein fuer ihre juristische Karriere.

Der Einstieg in die Bundespolitik gelang ihr im Jahr 2000, als sie ins Bundesministerium der Justiz wechselte und dort zur Referatsleiterin aufstieg. Nach einem Abstecher in die rheinland-pfaelzische Staatskanzlei 2008 und der Leitung der Strafrechtabteilung im rheinland-pfaelzischen Justizministerium kehrte sie 2014 als Staatssekretaerin unter dem damaligen Justizminister Heiko Maas nach Berlin zurueck.

Doch ihre politische Laufbahn nahm 2016 eine ueberraschende Wendung, als die damalige Ministerpraesidentin Malu Dreyer sie zur Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz ernannt hat – eine Position fernab ihrer juristischen Wurzeln. Dort machte sie sich einen Namen als Bildungsexpertin und uebernahm 2020 sogar den Vorsitz der Kultusministerkonferenz.

Zwischen Justiz und Bildungspolitik: Hubigs fachliche Expertise

Der Wechsel ins Bildungsressort war fuer die promovierte Juristin zwar eine Herausforderung, doch sie meisterte diese mit Bravour. In den letzten Wochen wurde sie aufgrund ihrer erfolgreichen Arbeit sogar als moegliche Bundesbildungsministerin gehandelt. Zusammen mit ihren Kolleginnen Karin Prien und Theresa Schopper veroeffentlichte sie erst kuerz vor kurzem das Buch „Bessere Bildung 2035“, in dem sie ihre Vision fuer das deutsche Bildungssystem darlegte.

Sven Rebehn, Bundesgeschaeftsfuehrer des Deutschen Richterbundes, begruesste die Ernennung ausdrucksvoll: „Es ist ein wichtiges Signal, dass mit Stefanie Hubig eine erfuhrte Politikerin neue Ministerin wird, die aus der Justiz kommt und das Bundesjustizministerium als ehemalige Amtschefin bestens kennt.“

Herausforderungen und Kontroversen: Hubigs politische Bilanz

Hubigs Zeit als Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz verlief nicht ohne Kontroversen. Die Einfuehrung eines neuen Kitagesetzes im Jahr 2021, das eine siebenstaendige Betreuung garantierte, stieß auf heftige Kritik von Erziehern, die eine Ueberlastung befuerchteten. Zugleich setzte sie sich engagiert fuer Inklusion an Schulen ein und initiierte die Reform „Schule der Zukunft“.

Waerend der Corona-Pandemie positionierte sich Hubig als Verfechterin fruehzeitiger Schuloeffnungen und warnte eindringlich vor den negativen Folgen von Schliessungen fuer Kinder und Jugendliche. Diese Haltung brachte ihr sowohl Zustimmung als auch Kritik ein – einige Wissenschaftler warfen ihr vor, die Rolle von Schulen als potenzielle Pandemietreiber zu verharmlosen.

Neue Herausforderungen im Justizressort

Als neue Bundesjustizministerin erwarten Hubig sofort anspruchsvolle Aufgaben. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung ist ein Pakt fuer den Rechtsstaat verankert, der die Finanzierung von 3000 neuen Justizstellen sowie die Digitalisierung und Beschaeunigung von Verfahren vorsieht.

Rebehn vom Richterbund mahnt bereits zur Eile: „Hubig muesse nun rasch den von Union und SPD angedeuteten Rechtsstaatspakt mit den Laendern auf den Weg bringen. Die Personalprobleme ueberlasteter Staatsanwaltschaften und Gerichte duldeten keinen Aufschub. Die Justiz setzt auf eine zupackende neue Bundesjustizministerin, die die draengenden Probleme rasch in Angriff nimmt.“

Politikwissenschaftler Uwe Jun ordnete im SWR-Interview ein: „Mit ihrer langjaehrigen Verwaltungserfahrung bringt sie viel Sachverstand ins Kabinett – aber sie wird sich auch schnell in aktuelle rechtspolitische Debatten wie etwa zum Umgang mit der AfD oder zu Fragen der Migration positionieren muesen.“

Eine Rueckkehr zu den Wurzeln

Fuer Hubig bedeutet die Ernennung zur Bundesjustizministerin eine Rueckkehr zu ihren beruflichen Anfaengen. Als ehemalige Richterin, Staatsanwaeltin und Staatssekretaerin im Justizministerium kennt sie das Haus und seine Strukturen bereits bestens. Diese Erfahrung dürfte ihr helfen, sich schnell in die komplexen Themen einzuarbeiten, die auf ihrem Schreibtisch landen werden.

Die Amtsuebergabe von ihrem Vorgaenger Volker Wissing an Hubig findet bereits morgen statt. Ab dann steht sie vor der Herausforderung, die Balance zwischen rechtspolitischen Grundsatzfragen und tagespolitischen Anforderungen zu finden. Ihre umfassende Erfahrung sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene koennte dabei ein entscheidender Vorteil sein.

Die neue Ministerin wird sich wohl zeitnah zu aktuellen Themen wie einem moeglichen AfD-Verbot positionieren muesen. Zusaetzlich wird sie eng mit dem Familienministerium zusammenarbeiten, insbesondere bei anstehenden familienrechtlichen Reformen.

Mit Stefanie Hubig erhaelt das Bundesjustizministerium eine Chefin, die sowohl in der Justiz als auch in der Politik zu Hause ist – eine Kombination, die fuer die anstehenden Herausforderungen von Vorteil sein koennte.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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