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Twenty One Pilots in Köln: Zwischen Feuershow und Gruppentherapie – Wie das Duo die Lanxess Arena eroberte

today02.05.2025 30

Hintergrund
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Das amerikanische Duo Twenty One Pilots hat gestern Abend in der Kölner Lanxess Arena gezeigt, warum sie zu den faszinierendsten Live-Acts der Gegenwart gehören. Mit einer Mischung aus explosiver Feuershow, tiefgründigen Texten und einer fast therapeutischen Verbindung zum Publikum schufen Tyler Joseph und Josh Dun eine Atmosphäre, die weit über ein gewöhnliches Konzert hinausging. Tausende Fans erlebten einen Abend, der musikalische Grenzen sprengte und emotionale Tiefe bot.

Eine Show der Extreme: Zwischen Stille und Feuerwerk

Twenty One Pilots in Köln: Zwischen Feuershow und Gruppentherapie - Wie das Duo die Lanxess Arena eroberte
aliina s., CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Der Kontrast könnte kaum größer sein: In einem Moment steht Sänger Tyler Joseph allein mit einer Ukulele auf der Bühne, im nächsten explodieren Feuerfontänen zum wummernden Bass, während Schlagzeuger Josh Dun mit einem Rückwärtsalto von seinem Drumset springt. Twenty One Pilots verstehen es meisterhaft, Spannungsbögen aufzubauen und wieder zu durchbrechen.

„Wir sind hier, um euch einen sicheren Raum zu geben“, erklärt Joseph zwischen den Songs und spricht damit direkt die emotionale Ebene an, für die die Band bekannt ist. Hits wie „Stressed Out“ und „Heathens“ werden vom Publikum Wort für Wort mitgesungen, während neuere Tracks aus dem aktuellen AlbumClancy“ die musikalische Weiterentwicklung des Duos unterstreichen.

Mehr als Musik: Wenn Konzerte zu Therapiesitzungen werden

Was Twenty One Pilots von anderen Bands unterscheidet, ist die tiefe emotionale Verbindung, die sie zu ihren Fans aufbauen. Viele der Texte behandeln Themen wie Angst, Depression und Selbstzweifel – Themen, mit denen sich besonders junge Menschen identifizieren können. „Es fühlt sich an, als wären wir Teil von etwas Größerem“, beschreibt eine 19-jährige Besucherin die Atmosphäre im Gespräch nach dem Konzert.

Diese Verbindung wird auf der Bühne regelrecht zelebriert. Als Joseph während „Car Radio“ durch die Menge läuft und später auf einer kleinen Plattform mitten im Publikum performt, verschmelzen die Grenzen zwischen Künstler und Zuschauer. „Wir sind hier alle zusammen, um gemeinsam zu heilen“, ruft er in die Menge – und erntet tosenden Applaus.

Visuelle Feuerwerke und musikalische Grenzgänge

Die technische Umsetzung der Show lässt keine Wünsche offen. LED-Wände, präzise abgestimmte Lichteffekte und die bereits erwähnte Feuershows schaffen eine visuelle Untermalung, die perfekt zur Musik passt. Besonders beeindruckend: Während „Heavydirtysoul“ schwebt Dun mit seinem kompletten Schlagzeug über den Köpfen des Publikums – ein Moment, der selbst langjährige Fans zum Staunen bringt.

Musikalisch bleiben Twenty One Pilots ihrem Stil treu, Genre-Grenzen konsequent zu ignorieren. Hip-Hop-Elemente wechseln sich mit Rock-Riffs ab, elektronische Beats mit Ukulele-Balladen. Diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch in der Setlist wider, die geschickt zwischen älteren Hits und neuem Material balanciert.

Fangemeinschaft als tragende Säule

Bemerkenswert ist auch die Gemeinschaft, die sich um die Band gebildet hat. Viele Fans kommen in Outfits, die an die verschiedenen Eras der Band angelehnt sind – gelbe Tape-Kreuze auf schwarzen Shirts für die „Trench“-Ära oder rote Mützen als Referenz an „Blurryface“. Diese visuelle Einheit verstärkt das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein.

„Was hier passiert, ist mehr als nur ein Konzert“, erklärt ein 24-jähriger Fan, der bereits zum fünften Mal die Band live erlebt. „Es ist ein Ort, an dem du dich verstanden fühlst, egal was in deinem Leben gerade passiert.“

In einer Zeit, in der mentale Gesundheit zunehmend thematisiert wird, bieten Twenty One Pilots mit ihren Konzerten einen Raum, in dem diese Gespräche offen geführt werden können – untermalt von mitreißender Musik und einer visuellen Show der Extraklasse. Das gestrige Konzert in Köln hat einmal mehr bewiesen, dass das Duo aus Columbus, Ohio, weit mehr ist als nur eine weitere Alternative-Rock-Band.

Als gegen Ende des Abends die gesamte Arena während „Trees“ in einem Meer aus Konfetti versinkt und die beiden Musiker auf Plattformen inmitten des Publikums ihre Drums bearbeiten, wird klar: Diese Show wird vielen Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen der spektakulären Effekte, sondern vor allem wegen der emotionalen Tiefe und Authentizität, mit der Twenty One Pilots ihre Kunst präsentieren.

Geschrieben von: RadioMonster.FM

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